07 Mai 2010

Provinz vs. Stadt Oder: die wundersame Reise in einem wunderbaren Auto!






Letztens waren mein Mann und ich in der Nähe von Nürnberg. Genauer gesagt in Bad Kötzing.
Er musste dort auflegen und ich hab Groupie gespielt. Die ideale Arbeitsaufteilung.
Bad Kötzing ist wirklich landschaftlich wunderschön. Die Luft ist toll, das Wetter war wunderbar und wir hatten ein Cabrio zur Verfügung! WOW!!!!
Auf dem Weg dorthin hat man schon feststellen können, wie sich die Leute, je tiefer man in den Süden Deutschlands kam, veränderten. Hieß es an den Tankstellen im Osten noch: "Dit macht fuffzisch Euro!", kam in Süddeutschland, nachdem ich meine EC-Karte zückte: "Naaaaa, mit a Kreditkarten kann man vei hier net zoahlen!" Ich: "Das ist keine Kreditkarte!" Sie: "Hörnsamoi, des steht vei draußen dranna. Mit a Kreditkarten ko ma hia net zoahlen!" Ich: "Na jut, dann geh ick halt wieder mit meiner EC-Kreditkarte...!".
Auch interessant ist es, wenn ein Bus voller Rentner kurz vor einem angekommen ist. Darauf sollte man wirklich achten. Das darf nicht passieren. Der Toilettenbesuch gestaltet sich als äußerst schwierig und langwierig, wenn 20 Rentnerinnen vor dir aufs Klo müssen. Ein bisschen lustig war es trotzdem. Eine Frau stand die ganze Zeit vor der Herrentür und hat sie immer wieder aufgerissen und gerufen: "Herbert!!!!!! Brauchst du Hilfe???? Soll ich reinkommen???" Herbert wollte das anscheinend nicht, denn er hat nie geantwortet.
Weiter gings. Cabrio fahren macht Spaß. Auf der Autobahn bei 200 wirds ein bisschen ungemütlich und laut, aber was solls?! So ein Cabrio muss ausgenutzt werden.
Ankunft in Bad Kötzing. Vorbei an gefühlten 10 Kreisverkehren. Ein Phänomen in Bayern. Überall, in jeder noch so kleinen Ortschaft sind etliche Kreisverkehre. Selbst wenn es nur in eine Richtung geht...
Die Pension war schnell gefunden. Es war schon mitten in der Nacht (21 Uhr) und wir klingelten. Warten... Klingeln... Warten... Warten... Warten... Dann: ein Poltern, Husten, Räuspern und "Wer ist da?" Wir gucken uns verunsichert an. Ich stelle mir in Gedanken einen Horrorfilm vor: Pärchen kommt nachts in verlassene Ortschaft, es gibt nur ein Hotel, es scheint verlassen zu sein, ein Mann, der von der Evolution benachteiligt wurde öffnet die Tür mit einem irren Grinsen... Schnitt! Der Eingeborene wäscht sich das Blut von den Händen und säubert seine Axt. Ahhhhhh!
Ganz so schlimm war es dann doch nicht. Der Pensionsbesitzer schien zwar schon geschlafen zu haben und war etwas wortkarg, aber wir sind letztendlich noch heil in unser Zimmer gekommen. Übrigens ein sehr niedliches Zimmer. Auf die Frage, ob es noch was zu essen gäbe kam die Antwort: "da müssens zum ersten Kreisverkehr fahren, dann links an der Tankstell vorbei, den zweiten und dritten Kreisverkehr passiern und auf der rechten Seit gibts dann a Brauhaus!" Ah, ok, danke.
Chillen vorm Auflegen. Wir sitzen auf dem Balkon. Stille! Dunkelheit! Ich frag mich, wie ich ohne Feuerwehrsirenen, Prollgeschrei und Autolärm schlafen soll. Mein Mann freut sich.
Ankunft im Club. Es stellt sich heraus, dass es eine "Großraumdisco" ist. Ich kenne Großraumdiscos als riesige Gebäude, wo tausende von Menschen reinpassen und es ungefähr 5 Räume gibt. Diese war anders. 3 Räume: Ballermannhits, Black-Music, Heavy-Metal. Und soooo groß waren die einzelnen Räume nicht. Hm, naja, läuft hier wohl alles ein bisschen anders.
Mein Mann fing an aufzulegen. Ziemlich undankbarer Job an dem Abend. Es war ein Kommen und Gehen. Von ca. 4 Leuten...
Ich hab die Leute in den anderen Räumen beobachtet. Hatte ja sonst nicht viel zu tun.
Musste feststellen, dass die meisten unter 18 waren und so betrunken, dass sie sich nicht mal an eine Wand lehnen konnten. Die Musikgeschmäcker waren an der Kleidung abzulesen. Habe sehr, sehr lange keine O.G. Gear Pullover mehr gesehen. In Bad Kötzing scheinen diese allerdings gerade angesagt zu sein. Dann der Wendepunkt: der Ballermann-Dj kommt zu mir und sagt auf meine roten Peep-toes schauend: "Des geht vei garnet!" Ich: "Was geht nicht?" Er: "Mei, du konnst do kei roate Schuah net zu am blauan Tiiiishirt ozian!" Ich verblüfft: "Wieso geht das nicht? Ist das hier verboten? Ist das vielleicht ein verstecktes Gangzeichen?" Er: "Naaa, du brauchast an roaten Girtel oder a roaten Tasch!" Ich: "Achso, ich weiß leider nicht viel von Mode. Wusste nicht, dass Schuhe und T-Shirt die gleiche Farbe haben müssen. Und ich hab doch garkeinen Gürtel. Hm, das ist jetzt aber doof!" Ahahahahahahaha! Der prolligste aller Dj`s kommt zu mir und will mir was von Style erzählen. Ich lach mich tot. Zugegeben, er sah wirklich toll aus: Solarium gebräunt, weiße Hose, schwarze Chucks und schwarzer Gürtel. Alles klar, er hats raus! Ab in die dunkle Ecke mit mir. So darf mich keiner sehen.
Nachdem mein Freund doch noch ein paar Anhänger bekommen hat, die "straight" Hip Hop hören wollten und am Liebsten nur Guru Sachen, konnten wir wieder zurück ins Hotel. War ja nicht weit. Nichts ist weit in Bad Kötzing.
Im Hotel angekommen setzt er sich erstmal auf den Balkon und ich renne neben das Bett, um das Licht... Boooom!!!!! An-zu-sch-a-l-ten... Aua!!!!!!! Dachschräge übersehen und voll mit der Stirn dagegen gerannt. Toll Katharina! Wirklich großartig gemacht. Heulend liege ich auf dem Boden und überlege, warum mir der Evolutionsbenachteiligte mit einer Keule auf den Kopf haut. Mein Lieblingsmensch kommt hinzu und denkt ich wäre mit dem Fuß umgeknickt. Leider war keine Kamera dabei, die aufgezeichnet hat, wie dämlich mein Sturz war. Wir könnten Millionen mit diesem Bildmaterial verdienen. Wir wären Youtube-Stars!
Am nächsten Tag habe ich eine riesige Beule an der Stirn (ihr solltet die Wand sehen!), tierische Kopfschmerzen, mir ist schwindlig und schlecht. Gute Voraussetzungen für eine Cabriofahrt zurück nach Berlin. Die unbeabsichtigte Kopfnuss meines Freundes macht es nicht besser.
Angekommen sind wir. Die Fahrt zurück war weniger spektakulär, da wir beide völlig erledigt waren von der Landluft, den Sprachschwierigkeiten und noch einigen anderen wunderbaren Sachen, die wir in Bad Kötzing erleben durften.
Wenn wir mal alt sind fahren wir bestimmt nochmal dorthin. Vorher wahrscheinlich eher nicht!
Stadtkind bleibt Stadtkind! Berlin ick liebe dich!


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