06 Juli 2011

Feenzauber, Glitzerland!!!!




Am letzten Wochenende durfte ich einen Ausflug in eine andere Welt machen. Eine Welt voll Glitzer, außergewöhnlichen Menschen, Luftblasen, Losgelöstheit, Spaß, neuen Emotionen und persönlichen Weiterentwicklungen. Regen war leider ab dem dritten Tag auch anwesend. Uneingeladen!
Wir kamen an, in diesem Paralleluniversum, nachdem wir gefühlte 5 Stunden im Auto vorgehibbelt und uns vorgefreut haben. Stau wohin man sehen konnte und trotzdem komplett tiefenentspannt und stressfrei. 



Als wir endlich einen Parkplatz für Marko gefunden hatten und feststellten, dass wir definitiv eher für 2 Wochen, als für 3 Tage gepackt hatten und dementsprechend mehrmals gehen mussten, kamen auch schon hilfreiche Rostocker, die unsere Isomatten, Kühlbox, Zelt, zahlreiche Koffer und Taschen abnahmen. Zelt war ruckzuck aufgebaut und wir konnten endlich eintauchen! 



Glitzer übers Haupt, Luftblasen eingepackt, Becher aufgefüllt und los! Vorbei am Luftschloss, der Räuberhöhle und durch einen Zauberwald hörten wir "
I wanna know what love is" vorgetragen von einem,  stilvoll in eine gelbgemusterte Haremshose mit Hosenträgern gehülltem, Papageienmensch, der von einer pummeligen Katze und einem Einhorn mit vier Plateauhufen backgroundtänzerisch unterstützt wurde. Großartige Performance! Lachtränenreich, charmant, bezaubernd und absolut perfekt für den Einstieg. Es folgten noch weitere Spitzen-Karaoke Einlagen von einem Bären, einer grauen Rauchstimmekatze und einem Nase gepudertem und ständig schniefendem Berliner, der einen Freestyle zu "Groove is in the heart" hinlegte. 
Nach einem kurzen Abstecher beim DHV, dem wir bei der Unterschriftensammlung zur Legalisierung von Cannabis halfen, trafen wir einen leicht verwirrten Typen, der seit zwei Tagen auf der Suche nach seinem Zelt war. Ohne Geld, Essen, Getränken, warmen Klamotten und ohne seine Freundin, aber wenigstens mit einer großen Tüte voller Pillen, erzählte er uns aus seinem Leben in einem Minidorf im Osten. Verrückt! Dachte ich doch immer wir Berliner Kinder seien schon vieles gewöhnt und hätten schon vieles erlebt. Falsch! Ich bin eine Klosterschülerin im Vergleich zu seinen Freundinnen Mandy, Angie und Samantha, die schon 3 Tage wach waren. Trotz der kulturellen Unterschiede kam ich gut mit dem Typen klar, der in seine Tüte griff, als wären Smarties drin. 
Irgendwann überkam uns der Hunger und wir begaben uns auf die Suche nach etwas Essbarem. Wer mich kennt, der weiß, dass richtiges Essen für mich nur in Kombination mit Fleisch (rot muss es sein; Hähnchen ist kein Fleisch) als solches zu verstehen ist. Wir kamen an etlichen Ständen mit Gerichten wie: Chilli sin carne, Veggie-Sushi und Linsensuppe ohne Würstchen vorbei. Ich wusste zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass wir uns auf einem vegetarischen Festival befinden und die Suche nach Fleisch vergeblich sein würde. Mein großes Problem ist allerdings, dass fleischlose Ernährung bei mir nach zwei Tagen zu unkontrollierbarer Aggressivität führt, was bei einem Festival mit diesem Hintergrund doch eher ungünstig ist. Also gab es nur eine Möglichkeit: Supermarkt finden, Fleisch kaufen und heimlich glücklich essen. Zum Glück scheint es in Lärz nur zwei Straßen zu geben: hin zum Flugplatz und auf der anderen Seite weg vom Flugplatz. Die Fleischeslust war also relativ schnell befriedigt und größere Ausschreitungen konnten vermieden werden. Den Verkäuferinnen mussten wir vorgekommen sein wie Aliens, aber so einen Umsatz machen sie vermutlich den ganzen Rest des Jahres nicht.
Doch nach dem Verzehr vom Fleisch folgt der Albtraum eines jeden Festivalbesuchers, der noch alle Sinne beisammen hat: der Toilettenbesuch. Dixieklos sind für zwischendurch vielleicht ok, wenn sie gerade geleert wurden, aber für die größeren Dinge, die Mädchen natürlich nicht machen und wenn, dann nur mit Rosenaroma und Glitzerwölkchen, sind diese 1 qm Stinkbomben leider nicht geeignet. Also erneute Suche nach einem geeigneten Behälter für den Rosenkompost. Auf dem Weg dahin begegneten wir King und Kong, zwei Schnappies und drei extrem faszinierenden Superhelden, die sich unsichtbar machen konnten. Die Schlange des "Deluxe"-Klos war, wie zu erwarten, elendig lang. Aber manchmal führt kein Weg dran vorbei...
Nachdem alle administrativen Dinge (Essen und Rückwärtsessen) erledigt waren konnten wir endlich zur Turmbühne und noch ein bisschen feiern. Fiel allerdings ziemlich kurz aus, da wir von den Eindrücken und der Arbeit völlig erledigt waren. Das Problem bestand nun darin Marko zu finden. Wir haben uns gemerkt, dass wir Marko auf P4 gelassen haben. Wir liefen also mit der Autofernbedienung über P4 und hofften auf ein Lebenszeichen von Marko. Schließlich waren unsere Decken und Schlafsäcke noch da. Zwei Stunden später merkten wir endlich, dass noch ein weiterer Parkplatz hinzugefügt wurde, der nicht auf dem Plan stand. Marko konnte sich also garnicht melden! Endlich hatten wir ihn gefunden und mussten feststellen, dass es keine Arbeitsverweigerung seitens Marko war, sondern die Batterie der Autofernbedienung den Geist aufgegeben hatte... Also ab ins "Bett" und auf den nächsten Tag freuen. Der Samstag fiel dann leider ins Wasser. Wortwörtlich! Obwohl ich mich schon wie blöde auf einige Dj`s gefreut hab, die abends auflegen sollten, mussten wir nachmittags unser Zelt abbauen und den Heimweg antreten. Wir kamen uns vor wie Heimatverräter! Deserteure! Loser! Langweiler! Und trotz allem bauten wir in Rekordzeit alles ab und verstauten es in Marko, dessen Platz wir uns diesmal besser gemerkt hatten. Wir hatten leider keine trockene Klamottenflatrate...
Die Kreativität, die manche an den Tag brachten in Bezug auf die Regenkleidung war faszinierend. Es sollte eine Fusion-Mülltüten-Regen-Kollektion geben! Ich würde sie sofort kaufen!
Fazit nach drei wundervollen Tagen in denen ich so viel erlebt habe und so viel Schönes gesehen habe: Ich bin ein anderer Mensch!
Meine Ablehnung bunt angezogenen Hipstermenschen ist zwar immernoch vorhanden, jedoch bin ich tiefenentspannter und toleranter geworden. Die tun ja eigentlich keinem was. Zumindest nicht in Lärz! Das glückliche und zufriedene Lächeln auf meinem Gesicht ist, auch Tage später, noch nicht verschwunden. Das Vorhibbeln auf nächstes Jahr hat allerdings schon begonnen! 
Und merke: falls du in einer Bank arbeiten solltest, oder einen anderen seriösen Job hast, dann schütte dir keine ganze Packung Glitzer über den Kopf. Du kannst sicher sein, dass der Glitzer bis zur nächsten Fusion nicht verschwunden sein wird.


Vermutlich hält dieses "Ich-liebe-alles-und-jeden-egal-ob-er-einen-Gameboy-als-Kette-trägt-oder-orangene-Röhrenjeans"-Gefühl nicht bis zum nächsten Jahr an, aber das ist auch ganz gut so! Ich wäre ja nicht Ich, wenn ich nicht pöbeln und stänkern würde. Vorerst passiert das aber mit ganz viel Liebe und extra Glitzer!