16 November 2011

Türkiye seni seviyorum - Logik yok

So, Halbzeit in der Türkei!
Während in Berlin die Erstsemester in Turnhallen untergebracht werden, weil sie keine Wohnungen finden, was mich innerlich extrem erfreut, sitze ich hier in einem Land in dem man nicht nach Logik fragen darf. Nebenbei werden hier Wohnungen für Erstsemester gebaut, wenn es nicht genügend gibt. Durch die Versprechung vor langer Zeit, dass die Menschen Grundstücke behalten können, wenn sie es schaffen über  Nacht ein Haus zu bauen (Gecekondular) sind sie ja auch recht schnell. Beziehungsweise sollten sie schnell sein... Was nichts über die Qualität aussagt.
Insgesamt läuft hier alles etwas anders, was mir spätestens klar wurde als meine beiden Mitbewohner das x-te Mal als unser Wasser abgestellt wurde, der Strom ausgefallen war oder es reinregnete nur mit den Schultern zuckten und sagten: "Well, this turkey!"



 Die beiden sind sowieso ein sehr spannendes und manchmal ungewollt komisches Thema. Ende zwanzig, Anfang dreißig, wohnen sie das erste Mal ohne Mama. Nun denkt man, dass sie wahrscheinlich viele Dinge nicht wissen, die man so im Haushalt machen muss. FALSCH! Sie wissen ALLES. Ob das nun richtig ist oder nicht tut nichts zur Sache. Meine Steckdose (die einzige in meinem Zimmer) wurde beim Staubsaugen von dem Einen aus der Wand gerissen (inkl. einem Teil der Wand. Vllt. ist das hier auch ein Gecekondu?). Repariert wurde sie, ganz fachgerecht, indem einfach Tesafilm drüber geklebt wurde. Schließlich ist so eine heraushängende Steckdose ja eine Gefahr für mich. Seitdem habe ich ein Tesafilm-Klebstreifen-Steckdosen-Gemälde an der Wand. Hinzuzufügen ist, dass die beiden Ingenieure sind... Nun gut.



Eines Abends komme ich nach Hause und mein Licht funktioniert nicht mehr. Grund hierfür war, dass einer der beiden meine Glühbirne benötigte, weil eine andere kaputt war. Auch gut. Man kann ja einfach immer eine Glühbirne in der Tasche haben und die im jeweiligen Zimmer in die Fassung drehen, wenn man Licht haben möchte. Auf die Idee neue zu kaufen sind sie nicht gekommen. Ich erhielt nur ein Schulterzucken und durfte in den nächsten Supermarkt gehen.
Der Tag kam als ich das erste Mal Wäsche waschen musste. Die Jungs waren sehr hilfsbereit und erklärten mir, dass ich die Wäsche nach Farben sortieren muss, was mir natürlich völlig neu war.
Nach dem ersten Monat wurde ich krank und wollte mir eine Hühnerbrühe machen. DAS Zaubermittel. Als ich meinen beiden Jungs sagte, dass ich eine Suppe kochen wolle, hielten sie mir eine Linsensuppe aus der Tüte unter die Nase. Ich versuchte ihnen zu erklären, dass man davon eher krank als gesund wird und lieber eine richtige Suppe kochen möchte. Die Jungs waren ganz gespannt und wollten natürlich unbedingt wissen, was ich kochen werde. Ich fing mit den Zwiebeln an, welche ich mit Schale (so macht man das nunmal) anbriet. Dies führte zu großer Irritation und bestätigte den beiden nur mal wieder meine Unfähigkeit in allen Lebenslagen. Wie einem kleinen Kind erklärten sie mir, dass man die Schale von Zwiebeln entfernen muss. Als ich ihnen aber klarmachte, dass das schon genau richtig so ist wurde meine Suppe nur mit einem angeekelten Blick als "dreckig" abgetan. Probieren wollten sie auch nicht. Mehr für mich.
In der letzten Woche war es sehr stürmisch. Da wir im obersten Stockwerk wohnen, bekommen wir die volle Ladung Wind ab. Mit unserer Balkontür war bis dahin eigentlich alles in Ordnung. Gut, es gab eine ca. 5 cm große Lücke zwischen Tür und Wand, aber sie ging zu. Einer der beiden wollte die Tür allerdings dichten und klebte, sehr professionell, Dichtungsband an die Zarge. Keine absolut verkehrte Idee. Die Durchführung war allerdings wenig erfolgreich. Seitdem schließt die Tür nicht mehr. Er hat nämlich einfach das Schloss überklebt.
Eines Tages nach einem langen Unitag komme ich nach Hause und will einfach nur ins Bett. Vor der Tür sitzt der Ältere der beiden auf einem Stück Karton. Er sieht ziemlich unglücklich aus. Er wollte eigentlich nur kurz den Müll rausbringen, aber die Tür fiel hinter ihm zu. Ich versuche also die Tür aufzuschließen, was aber leider nicht funktioniert, weil er seinen Schlüssel von innen stecken lassen hat. Ich, total kreativ und mit völlig abstrusen Ideen, schlage vor einen Schlüsseldienst zu informieren. Diese Idee scheint ihm aber zu abgefahren und er versucht lieber mit meinem Schlüssel die Tür aufzukratzen. Nach einer Weile merkt er dann aber doch, dass Schlüsseldienst nicht die schlechteste Idee ist.
Die Wohnung ist ziemlich leer (abgesehen von den obligatorischen 5 Sofas, die hier jeder hat). Anfangs hatte ich nicht mal einen Schrank. Da ich aber mit nur 40 Kilo Gepäck angekommen bin, wollte ich unbedingt einen Schrank haben. Also ab zu Ikea. Ja, es gibt hier Ikea und Praktiker und Rossmann und Deichmann und Tchibo und Media Markt und Nordsee! Aber kein H&M. Nun hat ja eigentlich jeder schon mindestens einmal etwas von Ikea aufgebaut. Meine Jungs nicht, aber sie trauen mir nicht zu, dass ich das kann. Nach ewigem hin und her und zahlreichem Umgeräume der Einzelteile, müssen die Jungs vor lauter Erschöpfung erstmal frühstücken. Diese Zeit nutze ich um den Schrank aufzubauen. Einer bzw. Eine muss es ja machen. Der Korpus steht nach 15 min. Leider musste ich los und überließ es den Jungs die Türen anzubringen. FEHLER! Die Türen schließen nicht und die Rückwand des Schranks ist auf wundersame Weise zerbrochen. Ingenieure...
Es gibt noch zahlreiche weitere Geschichten der beiden und wie sie mich immer wieder unterschätzen und nur darauf hören, was mein Freund sagt und nicht auf mich.
All diese Geschichten haben allerdings auch eine gute Seite, denn ich lerne hier Gelassenheit. Einen Fahrplan für Busse gibt es nicht, einen Zeitplan erst recht nicht und man erfährt meistens erst im Bus, wohin er fährt. Die Öffnungszeiten der Geschäfte variieren und sind anscheinend nicht bindend, Feiertage werden erst ein paar Tage vorher bekannt gegeben und auch wie lange man frei hat. Die Uni findet ebenfalls nicht zuverlässig statt. Und trotzdem liebe ich dieses Land und die Leute. Die Uhren ticken hier einfach anders, man wird überall freundlich aufgenommen. Ok, man muss davon absehen, dass man von JEDEM, auch von 3-jährigen Kindern, Yabancı genannt wird. Yabancı bedeutet Ausländer. Ich werde das mal in Berlin versuchen, wenn ich wieder zurück bin und werde mich spätestens bei der Reaktion der Leute dort hierhin zurücksehnen.

06 Juli 2011

Feenzauber, Glitzerland!!!!




Am letzten Wochenende durfte ich einen Ausflug in eine andere Welt machen. Eine Welt voll Glitzer, außergewöhnlichen Menschen, Luftblasen, Losgelöstheit, Spaß, neuen Emotionen und persönlichen Weiterentwicklungen. Regen war leider ab dem dritten Tag auch anwesend. Uneingeladen!
Wir kamen an, in diesem Paralleluniversum, nachdem wir gefühlte 5 Stunden im Auto vorgehibbelt und uns vorgefreut haben. Stau wohin man sehen konnte und trotzdem komplett tiefenentspannt und stressfrei. 



Als wir endlich einen Parkplatz für Marko gefunden hatten und feststellten, dass wir definitiv eher für 2 Wochen, als für 3 Tage gepackt hatten und dementsprechend mehrmals gehen mussten, kamen auch schon hilfreiche Rostocker, die unsere Isomatten, Kühlbox, Zelt, zahlreiche Koffer und Taschen abnahmen. Zelt war ruckzuck aufgebaut und wir konnten endlich eintauchen! 



Glitzer übers Haupt, Luftblasen eingepackt, Becher aufgefüllt und los! Vorbei am Luftschloss, der Räuberhöhle und durch einen Zauberwald hörten wir "
I wanna know what love is" vorgetragen von einem,  stilvoll in eine gelbgemusterte Haremshose mit Hosenträgern gehülltem, Papageienmensch, der von einer pummeligen Katze und einem Einhorn mit vier Plateauhufen backgroundtänzerisch unterstützt wurde. Großartige Performance! Lachtränenreich, charmant, bezaubernd und absolut perfekt für den Einstieg. Es folgten noch weitere Spitzen-Karaoke Einlagen von einem Bären, einer grauen Rauchstimmekatze und einem Nase gepudertem und ständig schniefendem Berliner, der einen Freestyle zu "Groove is in the heart" hinlegte. 
Nach einem kurzen Abstecher beim DHV, dem wir bei der Unterschriftensammlung zur Legalisierung von Cannabis halfen, trafen wir einen leicht verwirrten Typen, der seit zwei Tagen auf der Suche nach seinem Zelt war. Ohne Geld, Essen, Getränken, warmen Klamotten und ohne seine Freundin, aber wenigstens mit einer großen Tüte voller Pillen, erzählte er uns aus seinem Leben in einem Minidorf im Osten. Verrückt! Dachte ich doch immer wir Berliner Kinder seien schon vieles gewöhnt und hätten schon vieles erlebt. Falsch! Ich bin eine Klosterschülerin im Vergleich zu seinen Freundinnen Mandy, Angie und Samantha, die schon 3 Tage wach waren. Trotz der kulturellen Unterschiede kam ich gut mit dem Typen klar, der in seine Tüte griff, als wären Smarties drin. 
Irgendwann überkam uns der Hunger und wir begaben uns auf die Suche nach etwas Essbarem. Wer mich kennt, der weiß, dass richtiges Essen für mich nur in Kombination mit Fleisch (rot muss es sein; Hähnchen ist kein Fleisch) als solches zu verstehen ist. Wir kamen an etlichen Ständen mit Gerichten wie: Chilli sin carne, Veggie-Sushi und Linsensuppe ohne Würstchen vorbei. Ich wusste zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass wir uns auf einem vegetarischen Festival befinden und die Suche nach Fleisch vergeblich sein würde. Mein großes Problem ist allerdings, dass fleischlose Ernährung bei mir nach zwei Tagen zu unkontrollierbarer Aggressivität führt, was bei einem Festival mit diesem Hintergrund doch eher ungünstig ist. Also gab es nur eine Möglichkeit: Supermarkt finden, Fleisch kaufen und heimlich glücklich essen. Zum Glück scheint es in Lärz nur zwei Straßen zu geben: hin zum Flugplatz und auf der anderen Seite weg vom Flugplatz. Die Fleischeslust war also relativ schnell befriedigt und größere Ausschreitungen konnten vermieden werden. Den Verkäuferinnen mussten wir vorgekommen sein wie Aliens, aber so einen Umsatz machen sie vermutlich den ganzen Rest des Jahres nicht.
Doch nach dem Verzehr vom Fleisch folgt der Albtraum eines jeden Festivalbesuchers, der noch alle Sinne beisammen hat: der Toilettenbesuch. Dixieklos sind für zwischendurch vielleicht ok, wenn sie gerade geleert wurden, aber für die größeren Dinge, die Mädchen natürlich nicht machen und wenn, dann nur mit Rosenaroma und Glitzerwölkchen, sind diese 1 qm Stinkbomben leider nicht geeignet. Also erneute Suche nach einem geeigneten Behälter für den Rosenkompost. Auf dem Weg dahin begegneten wir King und Kong, zwei Schnappies und drei extrem faszinierenden Superhelden, die sich unsichtbar machen konnten. Die Schlange des "Deluxe"-Klos war, wie zu erwarten, elendig lang. Aber manchmal führt kein Weg dran vorbei...
Nachdem alle administrativen Dinge (Essen und Rückwärtsessen) erledigt waren konnten wir endlich zur Turmbühne und noch ein bisschen feiern. Fiel allerdings ziemlich kurz aus, da wir von den Eindrücken und der Arbeit völlig erledigt waren. Das Problem bestand nun darin Marko zu finden. Wir haben uns gemerkt, dass wir Marko auf P4 gelassen haben. Wir liefen also mit der Autofernbedienung über P4 und hofften auf ein Lebenszeichen von Marko. Schließlich waren unsere Decken und Schlafsäcke noch da. Zwei Stunden später merkten wir endlich, dass noch ein weiterer Parkplatz hinzugefügt wurde, der nicht auf dem Plan stand. Marko konnte sich also garnicht melden! Endlich hatten wir ihn gefunden und mussten feststellen, dass es keine Arbeitsverweigerung seitens Marko war, sondern die Batterie der Autofernbedienung den Geist aufgegeben hatte... Also ab ins "Bett" und auf den nächsten Tag freuen. Der Samstag fiel dann leider ins Wasser. Wortwörtlich! Obwohl ich mich schon wie blöde auf einige Dj`s gefreut hab, die abends auflegen sollten, mussten wir nachmittags unser Zelt abbauen und den Heimweg antreten. Wir kamen uns vor wie Heimatverräter! Deserteure! Loser! Langweiler! Und trotz allem bauten wir in Rekordzeit alles ab und verstauten es in Marko, dessen Platz wir uns diesmal besser gemerkt hatten. Wir hatten leider keine trockene Klamottenflatrate...
Die Kreativität, die manche an den Tag brachten in Bezug auf die Regenkleidung war faszinierend. Es sollte eine Fusion-Mülltüten-Regen-Kollektion geben! Ich würde sie sofort kaufen!
Fazit nach drei wundervollen Tagen in denen ich so viel erlebt habe und so viel Schönes gesehen habe: Ich bin ein anderer Mensch!
Meine Ablehnung bunt angezogenen Hipstermenschen ist zwar immernoch vorhanden, jedoch bin ich tiefenentspannter und toleranter geworden. Die tun ja eigentlich keinem was. Zumindest nicht in Lärz! Das glückliche und zufriedene Lächeln auf meinem Gesicht ist, auch Tage später, noch nicht verschwunden. Das Vorhibbeln auf nächstes Jahr hat allerdings schon begonnen! 
Und merke: falls du in einer Bank arbeiten solltest, oder einen anderen seriösen Job hast, dann schütte dir keine ganze Packung Glitzer über den Kopf. Du kannst sicher sein, dass der Glitzer bis zur nächsten Fusion nicht verschwunden sein wird.


Vermutlich hält dieses "Ich-liebe-alles-und-jeden-egal-ob-er-einen-Gameboy-als-Kette-trägt-oder-orangene-Röhrenjeans"-Gefühl nicht bis zum nächsten Jahr an, aber das ist auch ganz gut so! Ich wäre ja nicht Ich, wenn ich nicht pöbeln und stänkern würde. Vorerst passiert das aber mit ganz viel Liebe und extra Glitzer!

14 Juni 2011

Das Leben und Wohnen der Anderen...

Ich habe eine große Leidenschaft.Vermutlich bin ich damit nicht allein. Da ich ja sehr gerne in Schubladen stecke und noch lieber klischeetisiere, schaue ich mir gern Menschen an und überlege mir, wie wohl ihre Wohnungen aussehen könnten.
Manchmal laufe ich auch abends mit meinem Hund durch die Straßen und linse in Erdgeschosswohnungen. Sehr aufschlussreich, teilweise lustig, tragisch, unfassbar oder gruselig, was man da so sieht.

Besonders schön ist die Vielfalt der Wohnungen (und deren Mieter) in Neukölln. Die erste Wohnung an der ich bei meinen abendlichen Spaziergängen vorbei komme gehört einem richtigen Proll, wie er im Buche steht. Er ist altersmäßig schwer einzuschätzen. Er kann Mitte 20, aber auch Mitte 40 sein. Jahreslanges braten im Solarium macht die Bestimmung des Alters sehr schwer. Vermutlich heißt er Ralle und ist Bauarbeiter oder arbeitet bei der BSR. Er trägt am Liebsten Jogginghosen mit Zeitungsmustermotiv, neonfarbene Turnschuhe und Rippshirts. In seiner Freizeit geht er gern ins Solarium, telefoniert im Fitnessstudio (trainieren wird er dort nicht, aber angemeldet ist er garantiert bei McFit), mag Rummel, trifft sich mit Kumpels in seiner Lieblingskneipe, die entweder "Zum schiefen Eck" oder "0815" heißt und spielt dort Dart, schaut Sportsendungen und kneift der drallen Bedienung täglich in den Po und zwinkert ihr mit seinem Goldzahngrinsen zu. Seine Wohnung passt perfekt zu ihm. Ralle mag es sportlich ohne dabei sportlich zu sein. Ralle hat Fußballwimpel, Fußballschals, den neuesten Kalender mit heißen Mädels aus der Coupé, Fotos in Großformat von Motorrädern mit Mädels drauf, die aussehen als würden sie sich täglich fesseln lassen. Seine Einrichtung ist eher dunkel, viel schwarz, viel dunkelblau. In einer Ecke seines Wohnzimmers steht eine Glasvitrine mit Parfums, einem großen Bierglas mit einem lustigen Spruch und Modellautos, sein schwarzes Ledersofa hat auch schon einmal bessere Zeiten gesehen und die Flauschedecke mit Pferdemotiv hat er mal von seiner Mutter geschenkt bekommen. Natürlich ist Ralle technikmäßig auf dem neuesten Stand. Schließlich muss er ja die Ladies beeindrucken, die er im "Zum schiefen Eck" oder auf dem Rummel bei der Boxmaschine aufgerissen hat. 
Ein paar Häuser weiter lebt eine türkische Familie. Sehr ordentlich ist es dort, aber wahnsinnig voll! Überall sind Deckchen auf den Tischen, den Stühlen, den Regalen, dem Fernseher, dem Radio, unter den Töpfen der Plastikblumen. Überall. Die Mama sitzt auf dem geblümten Sofa und häkelt neue Deckchen. Der Vater sitzt rauchend auf dem gemütlichen Sessel und schaut fern. In einer Lautstärke, bei der ich mich jedes Mal wundere, warum dort die Polizei nicht auftaucht, aber bei Privatparties, die definitiv ruhiger sind. Der Esstisch dieser Familie ist jedes Mal reich gedeckt. Oliven, Kekse, Nüsse, Trockenobst, Schokolade, Halva, Baklava, Lokum... ALLES ist drauf. Die obligatorische Wachsdecke darf natürlich auch nicht fehlen. Die Schrankwand beherbergt viele kleine Figuren und kitschigen Kram. An den Wänden hängen opulente Holrahmen mit den Bildern, die wahrscheinlich beim Kauf drin waren und eigentlich ersetzt werden sollten.
Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich meine absolute Lieblingswohnung. Ich gerate jedes Mal in Versuchung bei "Mitten im Leben" anzurufen und die Familie (ich nenne sie jetzt einfach mal) Koslowski vorzuschlagen. Familie Koslowski teilt ihren Geschmack mit der Hälfte aller in Neukölln lebenden Menschen, glaube ich. Diese Familie ist den ganzen Tag zuhause und stellt Zigaretten im Akkord her. Zum Arbeiten bleibt da garkeine Zeit.
Blauer Teppichboden mit ausgebranntem Muster, eine Couch, die es vor 15 Jahren bei Domäne im Angebot gab in dunkelgrau mit peppigem buntem Spränkelmuster, ein praktischer Multifunktions-Kurbel-Fliesentisch, eine schwarze Schrankwand mit blau abgesetztem Muster und Aussparung für den Fernseher, unzählige Herzkissen mit "I love you"-Motiv neben Lebkuchenherzen, aufblasbaren Keulen vom Rummel und vielen, vielen Kuscheltieren, die friedlich nebeneinander auf der Sofalehne sitzen. Auf dem Kurbel-Fliesentisch steht ein übervoller Aschenbecher, der die Form eines Drachens hat. Daneben das Wichtigste Utensil der Familie Koslowski: die Stopfmaschine für den Pall Mall Tabak. Über dem Sofa hängt ein Kunstwerk von unfassbarer Schönheit und Eleganz. Das Lieblingstier der Trash-Tv Familien und zu Unrecht verkitschte Säugetier: der Delfin. Aber damit nicht genug, der Delfin springt aus dem Wasser und hinter ihm ein glitzernder und in allen Farben strahlender Sonnenuntergang. Wundervoll! Familie Koslowski braucht keine Tine Wittler. Familie Koslowski hat es einfach drauf.
Neben Familie Koslowski wohnt eine aus Süddeutschland. Der Mann ist vermutlich Berater einer großen Firma und die Frau ist entweder nur Hausfrau oder Sozialpädagogin. Abends sitzen sie mit ihren Kindern (Thorben-Niklas und Emilia-Farula) zusammen am großen Designertisch und spielen pädagogisch wertvolle Brettspiele oder helfen bei den Hausaufgaben. Das Wohnzimmer dieser Familie ist immer aufgeräumt und feng-shui-mäßig ausgerichtet. Selbstverständlich gibt es in dieser Wohnung keinen Fernseher, aber dafür ein riesiges Bücherregal mit den Klassikern der deutschen Literatur. Wenn die Kinder im Bett sind, sprechen die Erwachsenen über das Buch, welches sie gemeinsam lesen und diskutieren zwischendurch über wichtige Geschehnisse der Welt und die Ungerechtigkeit der Steuerbeiträge. 
Es gibt noch unendlich viele andere Beispiele, die nennenswert wären. Die zusammengewürfelte, komplett verwüstete Studenten-WG, die Messi-Wohnung, das 50 qm Wohnzimmer des sich die Hände reibenden Stuttgarter, der gerade wieder ein Haus in Kreuzberg gekauft hat, um es in ein unbezahlbares Loftgebäude umzubauen nachdem er alle Bewohner rausgeschmissen hat, das esoterisch angehauchte Hippie Wohnzimmer mit Tüchern, Stoffen, Räucherstäbchen und im Schneidersitz sitzenden Lebenskünstlern... und und und. 

Ich würde niemals ins Erdgeschoss ziehen und falls es einmal nicht zu umgehen ist, werde ich alle Beobachter reinlegen und meine Einrichtung komplett gegen mein Styleverständnis einrichten und die Beobachter beobachten! 

27 Mai 2011

Spanier sind die neuen Berliner - Wir sind Weltmeister






Es ist bestimmt schon einigen aufgefallen. In den letzten Jahren sah man vermehrt Menschen mit "Berlino" Reiseführern, die einen dann "where is Bar 25?" gefragt haben. Denjenigen hat es anscheinend bei ihrem Berlin-Ausflug so gut gefallen, dass sie beschlossen haben nach Berlin zu ziehen. Vielleicht ist es aber auch einfach nur die Rache für die Übernahme Mallorcas von Socken in Adiletten tragenden, Schnitzel essenden, Eimer saufenden und Schlager hörenden Deutschen. "Mallorca ist nun Deutsch, also machen wir Berlin Spanisch!". Ein guter Tausch? Für Einige bestimmt.

Ein anderer Grund könnte sein, dass Berlin DIE Electro-Hochburg und gefühlt jeder zweite Electro-Dj ist und hier versucht Fuß zu fassen. Dass das jedoch schon allein wegen der Anzahl der Dj`s und der geringeren Anzahl an Wochentagen, Events und Clubs nicht aufgehen kann und somit viele den "Berlin calling"-Traum nicht erreichen können, scheint nebensächlich. 
Also muss man natürlich anderweitig Geld verdienen, wenn der große Durchbruch ausbleibt. Somit arbeitet man als Kellner oder Servicekraft in einem Café oder einem Imbiss. 
Gestern, Tatort wohlbekannter Hühnchenimbiss am Görlitzer Bahnhof (nein, nicht Hühnerhaus): eine Freundin und ich: "Hi, wir hätten gern das sexy summer edition Hühnchen mit Süßkartoffel Pommes!" Koch: "Que?" Wir: "Ah, ok, dann auf Englisch. Hi, we would like to have the sexy summer chicken with sweet potato fries!" Der Koch schien immernoch nicht ganz verstanden zu haben, also mischte sich der Kassierer ein, ließ uns das Ganze nochmal wiederholen und er erklärte es dem Koch dann auf Spanisch. Nun gut... Vielleicht hab ich einfach an der Uni die falsche Fremdsprache belegt und sollte auf Spanisch umsatteln. Türkisch scheint nicht mehr so häufig gebraucht zu werden in meinem Kiez. 
22:00 gestern: Ich fahre mit meinem Hund auf dem Fahrrad nach Hause und werde Zeuge einer wahnsinnig witzigen Situation. Zwei Spanierinnen (erkannt an den Frisuren: vorne teilweise abrasiert und hinten ein kleines Zöpfchen und natürlich der Sprache) unterhalten sich angeregt und sehr vertieft auf dem Fahrradweg. Da ich den Fahrradweg kaum nutze und meistens auf dem Gehweg fahre konnte ich diese Begebenheit sehr gut von der Seite beobachten. Ein alter Ur-Berliner fährt wackelig (vermutlich kam er gerade aus seiner Stammkneipe vom Dart-Turnier) auf die beiden Mädels zu. Sie nehmen ihn nicht wahr. Er klingelt. Sie reagieren nicht. Er klingelt nochmal etwas lauter und eindringlicher. Sie schauen kurz auf und reden dann unbeirrt weiter. Er wird ungeduldig und ruft: "Ey, dit is hiern Fahrradweg und keen Jehweg!" Die beiden scheinen zu verstehen und machen in Zeitlupe den Fahrradweg frei. Ich stehe daneben und kichere.
Eine Freundin, die in einem Café in der O-Straße arbeitet berichtete mir, dass es deren Karte nun auch auf Spanisch gibt. Auf Türkisch nicht. Ich kann mich erinnern letzten Sommer so oft, wie noch nie nach der Bar25 gefragt worden zu sein, dass ich mir ein T-Shirt mit der Adresse und der Wegbeschreibung hätte drucken lassen sollen. 

Doch hat diese Invasion selbstverständlich nicht nur negative beziehungsweise nervige Seiten. Das Gefühl auf der Straße im Sommer, wenn man die Augen schließt und um sich rum nur Spanisch hört ist wunderbar. Man fühlt sich ein bisschen wie im Urlaub. Und das Tollste daran ist, dass man sich nicht auf der Insel Mallorca befindet, Mitten am Ballermann, sondern in einer so tollen Stadt wie Barcelona/Berlin. Und vielleicht könnte sich so mancher noch etwas von der lockeren spanischen Lebensart abschneiden, was das Leben manchmal so viel entspannter machen würde. Ein weiterer Vorteil ist: Wir sind Fußball Weltmeister!!!!

06 Februar 2011

Parallelwelten...

"Der Begriff Parallelwelt oder Paralleluniversum bezeichnet eine Welt oder ein Universum, das außerhalb des bekannten Universums existiert. Die Gesamtheit aller Parallelwelten wird als Multiversum bezeichnet. Parallelwelten sind vor allem aus der Science-Fiction bekannt, ihre theoretische Möglichkeit wird jedoch auch in Bereichen der Physik diskutiert. In einem übertragenen Sinne wird der Begriff auch in der Psychologie und in den Gesellschaftswissenschaften verwendet." 
Ich befand mich gestern in einer Parallelwelt. Wir waren in einer Bar mit dem Motto "In ist, wer drin ist". Ich habe von dieser Welt schon gehört und gelesen, aber war bisher noch nicht physisch dort anwesend. Und das hat auch einen Grund. Ich laufe ganz gern mal schlampig rum, liebe meine Jogginghose, die aussieht als wäre sie von der Urgroßmutter zur Großmutter, von der Großmutter zur Mutter und von der Mutter zur Tochter weitervererbt worden. Ich liebe es auch mal "politisch inkorrekt" zu sein, sage meine Meinung und trinke sehr gern den billigsten aller Proseccos. Champagner mag ich nicht. Schmeckt nicht! Ist nur teuer, sonst nix! 
Koksen ist nicht mein Ding. Meine Nase puder ich lieber mit nem 2-Euro Bronzepuder. 
Ich kenne kaum Labels und kann mich trotzdem so anziehen, dass ich bei Wirtschaftsgipfeln oder in schicken Restaurants gut aufgehoben bin und nicht aus der Reihe tanze. Meine Freunde mögen mich, weil ich ICH bin und nicht, weil ich irgendwo nen "guestlist Platz checken" kann, oder immer weiß wo die angesagteste Party ist und wer dort hingeht. Vor allem mögen diese Freunde mich auch noch, wenn ich mal absolut peinlich, ungerecht oder volltrunken bin und nicht mehr laufen kann. In der Parallelwelt ist man damit raus! 
In meiner Welt definiert man sich nicht über Klamotten, Kontakte und Koks. In der Paralllelwelt sind die drei K`s unabdingbar.
Männer, die lila Samtsakko, orangenen Wollrollkragenpulli und "pedophile beard" tragen, dabei ihr Champagnerglas mit gespreiztem Finger halten und über absolut unsinniges (in meiner Welt zumindest) Zeug philosophieren, sind mir suspekt. Ich ihnen übrigens auch! In meinem "go love your own city" T-Shirt fiel ich ihnen auf... Allerdings nicht unbedingt positiv. Mit gerümpfter Nase, nervösem Seitenblick oder mit offener Verachtung wurde ich gemustert. Nur Besucher aus meiner Welt, welche sich auch verirrt hatten, waren mir freundlich gestimmt.
Bisher war diese Parallelwelt für mich eher im Süden Deutschlands und in einigen Bezirken Berlins. Mittlerweile verwischen diese Grenzen immer mehr und Parallelweltler ziehen in meine Gegend. Es scheint so als würden sie sich vermehren und dadurch mehr Platz benötigen. Leute aus meiner Welt würden freiwillig nämlich nicht nach Mitte, oder München ziehen. Und so vermischen sich die beiden Welten und bilden ein Multiversum. Manche nennen es auch Gentrifizierung oder das "vermehrte Auftreten Zugezogener in eigentlich sehr runtergekommenen Gegenden, die aber plötzlich hip sind!".
Und so kann man Kreuzberg und leider auch Neukölln mittlerweile mit der gestrigen Bar vergleichen: In ist, wer drin ist. 

19 Januar 2011

Herzensmenschen

Es gibt Menschen, die aus dem Nichts auftauchen zu scheinen. Zum richtigen Zeitpunkt im Leben. Es passt einfach. Der  Humor ist kompatibel, die Ratschläge wirken nicht aufgesetzt, altklug oder von oben herab, man ergänzt sich. Solche Menschen begegnen einem nicht oft im Leben, aber bleiben hoffentlich für immer.
Bekannte hat man viele, aber echte Freunde für die man sogar, nach einer durchzechten Nacht mit einem Gefühl wie Jay nach der Dschungelprüfung, nach Russland mit dem Fahrrad fahren würde im Oma-Schlüpper, gibt es so selten wie Menschen mit normalen Namen in Ostdeutschland (nicht böse sein). 
So einen Menschen habe ich gefunden. 
Sie ist mein Ying zu meinem Yang, mein Negativ zum Positiv, mein Felsen (sehr kitschig, aber wahr für den, der es kennt). 
Sie ist die zukünftige Patentante meines ungeborenen Kindes (der Name ist zwar geheim, aber ich muss ihn mitteilen: Zafula Grobian), die Patentante meines soziopathischen psychisch labilen passiv aggressivem Hundes, sie ist Anführerin der Gummibärchenbande, zukünftige Trauzeugin, Herzensmensch.
Viele Menschen finden uns anstrengend, wenn wir brüllend vor Lachen, oder pöbelnd mit der Gummibärchenbande (3 außen hässlich/innen schön-Hunde) durch Neukölln ziehen und dabei beim Überqueren der Straße den Moonwalk machen. 
Manche verstehen unseren Humor nicht, wobei wir behaupten, dass jene Menschen keinen Humor besitzen können. 
Bei Langeweile spielen wir schonmal Tourist und fragen mit badischem Akzent fremde Menschen nach dem Weg zum Hundeplatz. Danach können wir uns gemeinsam stundenlang kugeln vor Lachen. 
Ihre Ratschläge sind immer ehrlich. Sie kann ich anrufen, wenn ich mich in einen Königspudelwelpen verliebt habe, der absolut nicht in meine Welt passen würde. Sie wäscht mir den Kopf und danach ist alles klar.
Nastyran aka Nastafaray aka Miss Iran (ich weiß du hasst das jetzt beim Lesen) aka Negativ aka Wenn-sie-lacht-schlägt-die-Richterskala-aus aka Herr Nastaran-ja?! aka Miss Hummeltaille aka Olivia aka "Prostituierte auf Crack" aka Uschi aus Neukölln aka Küchennazi (-nassi) kümmert sich sogar mit 40 Fieber mehr um andere, als um sich selbst. 
Sie ist noch Single, weil kein Mann gut genug für sie wäre. Das ist allerdings nicht ihre Sicht der Dinge, sondern meine und wahrscheinlich auch die aller Männer. Ein Mann neben ihr muss wie Superman sein, find ich. Er muss besser im Kampfsport sein als sie, sollte handwerklich unschlagbar sein, kochen können wie ein Sternekoch, ihren Hunden genügen, mal nebenbei ein Kalb auf die Welt bringen während er den Taschendieb verprügelt, musikalisch, belesen, Filminteressiert und ganz wichtig: genauso ein wahnsinniger Herzensmensch sein wie sie! Ansonsten würden ihre Familie und ich wahrscheinlich immer den Kopf schütteln und sagen, dass der Kerl nicht passt, weil er ihr nicht annähernd das Wasser reichen könnte. Sie hat den Besten der Besten verdient! 


Wichtig ist in einer Freundschaft, dass man nicht nur miteinander lachen, sondern auch weinen und mitfühlen kann. Wenn es ihr schlecht geht ist mein Tag versaut. Wenn sie krank ist, dann merkt man das an meiner fahlen Gesichtsfarbe und der Unausgeglichenheit meines Hundes, weil wir beide nicht hinaus gehen. 


Wem der ganze Text zu schmalzig ist, der hat nicht das gleiche Glück wie ich!
Liebe ist, wenn man ohne Zwiebeln kocht aus Angst eine glasige Zwiebel könnte sich verirrt haben.

10 Januar 2011

Serienjunkie oder: mein anderer Freundeskreis


Als Kind wollte ich sein wie Ronja Räubertochter und aussehen wie die kindliche Kaiserin. Ich stellte mir vor, dass Atreju mein Freund ist und wir zusammen auf Fuchur reiten. Ich wollte auch einen Piratenpapa wie Pippi und so stark sein wie She-ra!
Meine ersten Oberschulerfahrungen sammelte ich mit Parker Lewis und stellte mir oft vor wie lustig es wäre den Lehrern die abgefahrendsten Ausreden für meine Verspätung aufzutischen und damit durchzukommen.

Später verliebte ich mich in Michael. Michael Knight; und träumte meine ersten unanständigen Träume von ihm. Diese Liebe hielt jedoch nicht lange, weil Michael daraufhin von Jordan Catalano (Jared Leto -->Willkommen im Leben) abgelöst wurde. Ich ließ mir die Haare schneiden und färben wie Angela Chase und hoffte auf eine zufällige Begegnung mit meinem Traummann.
Nach kurzem Abwenden und Real-Life Freunden, zog ich mich öfter in Daniels Bar zurück (GZSZ). Ich fand neue, aufregendere Freunde und traf mich jeden Abend um 19:40 Uhr mit ihnen. Jeden Tag, außer am Wochenende, regte ich mich über Joe Gerner auf, trauerte mit Leon und wunderte mich über Vera, Clemens und Daniel. Die Wochenenden waren traurig. Ich musste was mit meinen anderen Freunden unternehmen. Zum Glück war eine Freundin auch immer mit mir in Daniels Bar und kannte alle Lästereien, Intrigen und Geschichten. Somit waren die Wochenenden, wenn ich mich mit ihr getroffen habe, nicht ganz so einsam.
Nachdem Daniels Bar abgebrannt ist und viele meiner Freunde unter den mysteriösesten Umständen gestorben, erkrankt, verschwunden oder sonstwas sind, folgte eine lange Phase der Real-Life-Freunde. Ohne wirre Intrigen und jeden-normalen-Menschen-in-den-Selbstmord-treibende-Geschichten lebte ich ein ganz normales Teenie-Leben. Doch ich merkte, dass mir etwas fehlt.
Vor einem Jahr traf ich Vincent, Turtle, Drama und Eric. Die vier Jungs kommen aus New York und haben es geschafft mich von meinen langweiligen BWL-Klausurthemen abzulenken. Besonders Ari brachte mich auf andere Gedanken und brachte mir im Endeffekt wahrscheinlich auch die schlechten Noten ein. Sehr schlechter Einfluß dieser Freundeskreis. Doch das habe ich erst sehr spät gemerkt. Zu spät. Ich fiel durch eine Klausur und schrieb die anderen ganz miserabel. Zum Glück distanzierten die Jungs sich nach 7 Staffeln und ich werde sie erst Mitte diesen Jahres wiedertreffen. Die Anfangszeit war sehr schwer. Die Trennung ließ mich in ein tiefes Loch fallen. Ich trauerte und vermisste die Jungs, aber zum Glück lernte ich Merlin und Arthur kennen. Die beiden sind auch ganz bezaubernd und schafften es, zumindest anfangs, mich von meiner Trauer zu befreien. Doch beendeten sie unsere Beziehung schon sehr schnell und ich weiß nicht, ob ich sie jemals wiedersehen werde. Der Trennungsschmerz ist nicht weniger schlimm als bei Ari und Co.
Kurzweilige Affären mit Walter und Jesse, Dale Cooper oder Stefan Salvatore halfen nicht mal annähernd. Ich fühlte mich allein gelassen, war niedergeschlagen und suchte nach neuen Freunden, aber wurde sehr oft enttäuscht. Jack und Liz Lemon waren hoffnungsvolle Kandidaten, aber nach 3 Staffeln trennten sich unsere Wege. Wir hatten uns auseinander gelebt.
Doch da, ein wahrer Lichtblick: endlich lernte ich Vampire kennen. Das wollte ich schon immer. Na gut, sie sprechen etwas komisch und sind vielleicht auch nicht der beste Umgang. Ständig haben sie versauten und brutalen Vampirsex, verkaufen Drogen und sind auch sonst nicht sehr vorzeigbar, aber sie haben mich aufgefangen und ich habe viele intensive Stunden mit ihnen verbracht. Diese Beziehung ließ sich sogar mit meinem Real-Life-Partner verbinden. Er verstand sich auch gut mit ihnen und wir konnten uns gemeinsam treffen. Toll, das ist eine Freundschaft fürs Leben, dachte ich mir. Leider wurde ich wieder enttäuscht. Nach mickrigen 3 Staffeln zusammen, entschieden sie sich für eine Beziehungspause. Ich wollte es nicht wahr haben, hab gebettelt und gefleht, aber es half nichts. Sie haben jedoch eine Versöhnung nicht ausgeschlossen und ich hoffe auf ein Wiedersehen in 2011.
Mittlerweile möchte ich nicht mehr so sein, wie meine Freunde, aber ich kann mich doch sehr schlecht von ihnen trennen.
Die bisher schlimmste Trennung erlebte ich allerdings erst vor kurzem. Ich leide immernoch sehr und sehne mich jeden Tag nach einem Wiedersehen. Auch wenn es nur ein Kurzes ist. Nucky Thompson! Mit ihm hatte ich die bisher schönste Zeit. Wir verbrachten sie im Atlantic City der 20er Jahre. Ich war schon so weit zu glauben, ich sei in der falschen Zeit geboren. Wir durchlebten zusammen Höhen und Tiefen, mordeten, lachten, tanzten, tranken und liebten. Nucky kommt wieder! Das weiß ich. Es liegt auch nicht an mir. Es liegt allerdings auch nicht an ihm. Terence Winter ist der Bösewicht in unserem Fall. Er ist zu langsam!

Und so bleibt mir nichts anders übrig als immer wieder kleine Affären zu haben und zu hoffen, dass ich neue Freunde finde, die vielleicht einmal lebenslänglich bleiben. Solang es nicht soweit ist, muss ich mich mit meinen Real-Life-Freunden begnügen, die eigentlich auch nicht so schlecht sind. Es ist halt nicht alles so aufregend, aber dafür echt und auch wunderschön!!!