16 Januar 2013

Dschungelcamp - Die Antwort auf die Fashion Week

Das aktuelle Fernsehprogramm muss von einem Berliner stammen! Ein Berliner, der den Otto Normal Berlinern ein bisschen Freude schenken möchte im Rollkoffer-ziehenden-Modemenschen-eisiggrauen-Winter-Grosstadtdschungel Berlins.
Pünktlich zum Beginn der Fashion Week und der Bread & Butter Messe beginnen Fernsehhighlights wie "Der Bachelor", "Ich bin ein Star, holt mich hier raus" aka "Dschungelcamp", "Traumfrau gesucht" und "Deutschland sucht den Superstar". 
Zur Fashion Week in Berlin verwandelt sich die ganze Stadt in ein inneres Drill Instructor Camp für die mentale Stärke! "Du darfst nicht ausrasten, du musst lieb zu lärmenden Touristen sein, die sind harmlos und verschwinden wieder, sie bringen Geld in die Stadt, bleib ruhig, wenn du zum gefühlten fünftausendsten Mal nach dem Weg zum Flughafen Tempelhof gefragt wirst!" flüstert mein innerer Drill Instructor mir zärtlich ins Ohr, wenn ich mich mit meinem Hund an einer Armada Rollköfferchen ziehender in Mode oder Medien machender Menschen vorbeidrücke, die gerade mal wieder direkt am Ende der Rolltreppe stehen geblieben sind. Da überdenkt man jeden Schritt vor die Tür mehrmals, bis der ganze Trubel wieder vorbei ist und man entspannt durch die Straßen marschieren kann. 
Das Fernsehprogramm schenkt  uns armen Normalos, die keine Akkreditierungen für 5 verschiedene Shows an einem Tag haben und die danach noch auf 10 verschiedene After-Show-Partys müssen, ein bisschen Sonnenschein. 
Da ist zum Einen der süß verpeilte und vollkommen weltfremde Joey. Joey wurde irgendwann bei Deutschland sucht den Superstar irgendwas in den Top 10. Zahlreiche weitere Top-VIPs vollenden die illustre Runde im Australischen Dschungel. Ja, im Dschungel und nicht wie von Joey vermutet in einem Kölner Studio. Eine Fünftplatzierte von Germany`s next Topmodel vor ein paar Jahren, eine nicht Erste von der letzten Staffel des Bachelors, längst vergessene Kinder von Hollywoodstars, Mütter von Reality-TV-Stars, ein Clown einer unbekannten One Hit Wonder Band aus den 90ern UND Olivia Jones. Crossverheizung nennt sich das auch, was RTL da betreibt. Die Teilnehmer aller Shows können sich sicher sein, dass RTL sie nicht arbeitslos werden lässt. Und falls das doch passieren sollte, dann wird deren Arbeitslosigkeit zumindest noch bei "Mitten im Leben" oder "RTL Punkt 12" gezeigt, womit dann wieder Geld in die Kasse kommt. Oder sie werden eben in den Dschungel geschickt. 
Neben den üblichen Geständnissen a la: "Ich war pornosüchtig!"(Patrick Nuo. Vermutlich der Grund für die 8-jährige Studioarbeit an seinem nächsten Album) oder "Ich habe Marihuana und Crack geraucht!" (Joey) über "Ja, ich habe einen Penis!" (Olivia Jones. Mit dieser Antwort hatte Joey nun wirklich nicht gerechnet.) bekommt der von der Fashion Week Geplagte noch weitere Highlights geboten:
Die Creme de la creme des deutschen Fernsehschmutzrandes-unter-Bunte-Zeitschriften-Redakteurinnen-Fingernägeln versüßt mit geballtem Wissen jeden tristen After-Partylosen Abend. Man lernt, dass Hip Hop in Heidelberg erfunden wurde (DSDS), Dummheit nicht Selbstverschulden sondern nur Pech beim Denken ist (Dschungelcamp), Transsexualität ein chinesischer ICE sein könnte (Dschungelcamp) und Jägerinnen auch gleichzeitig Erotikproduktemodels sein können, die zufällig auch selbst Wurst herstellen (der Bachelor). Echtes Bildungsfernsehen mit Spaßfaktor. Vor allem kann man ganz einfach den Fernseher ausschalten, wenn es doch zu viel werden sollte und man Angst bekommt das Gehirn könnte verschlorzen. Dies kann man auf der Fashion Week nicht, wo ungefähr die gleiche Prominenz anzutreffen ist wie im Dschungel. Man ist dem gesamten Elend vollkommen hilflos ausgeliefert. 
Und wenn dieser ganze Irrsinn in einer Woche wieder vorbei ist, dann beginnt das Ganze von Neuem. Diesmal allerdings nicht mit Modemenschen, sondern Filmmenschen! Berlinale! Juhu! 
Wenn gefragt werde, wo irgendeiner der Austragungsorte superstylisher und hochexklusiver Szeneveranstaltungen ist, dann schicke ich sie an den Alexanderplatz, dann weiter mit der U5 Richtung Hönow bis zur Endstation! Viel Spaß und gute Reise!
In diesem Sinne: Ich hoffe, dass ich morgen nicht tot aufwache, damit ich ja nicht verpasse, was im fernen Australien so passiert!




4 Kommentare:

  1. Richtung Hönow, ...da würde sich der Tierpark bestimmt freuen...

    AntwortenLöschen
  2. hey nix gegen den tierpark

    AntwortenLöschen
  3. Hm...es wirkt irgendwie ein wenig, als würdest du dich überlegen fühlen, weil du in Berlin wohnst und nicht "nur" Tourist bist. Manche deiner Handlungen kann ich auch nicht nachvollziehen: Wenn du irgendwo im Urlaub bist, würdest du dich wahrscheinlich tierisch aufregen, wenn ein Einheimischer dich in die falsche Richtung schicken würde, oder? Man, man bricht sich doch echt keinen Zacken aus der Krone, wenn man Leuten mal hilft, auch wenn es zu manchen Zeiten vielleicht etwas häufiger vorkommt als zu anderen. "Was du nicht willst, das man dir tut..." sage ich da nur.

    AntwortenLöschen