Wer ein Haustier hat, der wird vermutlich wissen, wovon ich jetzt schreibe. Alle anderen werden sich fragen, warum man sich das überhaupt jemals freiwillig antun sollte.
Oft vermenschlichen wir unsere Viecher und denken, dass wir ihnen das Beste vom Besten zu essen geben müssen. Zu ESSEN, nicht zu fressen. Weiterlesen, ihr wisst gleich warum. Ich gehöre übrigens zu diesen Menschen, die für ihr liebstes Familienmitglied regelmäßig den Kochlöffel schwingen und sich vorher Gedanken über das leckerste Rezept machen. Ich schäme mich auch ein bisschen dafür...
In der Werbung sieht Katzenfutter leckerer aus als Mikrowellenfraß für Menschen. Hier ein kleines Petersilienblatt, dort ein bisschen sämige Soße. Nur das Beste für unser Tier. Eine Marke heißt sogar "Das Beste"... Es gibt Pussy Deluxe 100% Glutenfrei, feine Filets mit Ente und Hähnchenbrust in zartschmelzendem Gelee usw. Ich kenne viele in meinem Bekanntenkreis, die jahrelang nicht so luxuriös gespeist haben. Dann stellt man den kleinen Lieblingen das teure Menü vor die Nase und erntet keinen Beifall oder Begeisterung ob des traumhaften Dinners, sondern einen abwertenden und völlig angewiderten Blick. Andererseits wird im Park kein Haufen menschlicher Scheiße ausgelassen. WAS ZUM TEUFEL SOLL DAS?
Weiter geht`s. Man steht im Tiergeschäft und sucht das beste Spielzeug für`s Tier. Kuscheltiere mit Sound, Bälle in den verschiedensten Varianten (gegen Zahnstein, intelligenzfördernd, für besseren Atem usw.) und sogar Brettspiele! Alles für einen Preis, bei dem man hofft, dass die Teile bis zum Ende des Lieblings halten werden. So würde sich aber kein Geld verdienen lassen. Zuhause bekommt man wieder einen abschätzigen Blick und ein abfälliges Schnauben. Der 10 Euro Ball war wohl nicht genehm! Na vielen Dank auch!
Nun haben mein Mann und ich eine Sendung im Fernsehen gesehen: Die strengsten Eltern der Welt. Dort werden unerträgliche Arschlochkinder bzw. Jugendliche in die Abgeschiedenheit zu einer Bauernfamilie geschickt, wo sie sich ihre Zickereien nicht erlauben können. Sie müssen ihre Zigaretten abgeben, Kühe melken, Hühner ausnehmen, in Lumpenbetten schlafen und haben auch sonst absolut keinen Luxus! Sie werden dort gebrochen und kommen als liebe, nette und Eltern respektierende Vorzeigekinder zurück. "Toll", dachten wir uns, das wäre genial für unseren Arschlochhund! Der hat keine Ahnung, dass es ihm bei uns gut geht. Er darf auf`s Sofa, unter die Bettdecke, was er auch mit nächtlichem Armkratzen einfordert, bekommt Luxusessen, Luxusspielzeug, viel Zeit, Liebe und noch viel mehr Aufmerksamkeit. Wie wäre es, wenn wir ihn in ein Hundebootcamp nach Sibirien schicken?! Er muss sein weiches Geschirr direkt vor der Zwingertür abgeben und gegen einen kratzigen Strick eintauschen. Goodbye weiches Traumkuschelkörbchen mit Microfaser-Kopfkissen und Schafsfelleinlage. Goodbye Rindergulasch, Putenbrust, Pansen, Hundeheroin (Frolic). Kein frisches Wasser aus dem Wasserhahn, sondern abgestandenes, eine Woche altes Gammelbrunnenwasser! Ha, wenn du zurück bist, dann wirst du nie wieder etwas verschmähen! Sofa? Bett? Unter die Bettdecke? VERGISS ES! Du willst also Ball spielen? Mit welchem Ball? Hier gibt`s nur Stöcker und die werden dir abgenommen, damit geheizt werden kann. Angst im Dunkeln? Mach dir dein eigenes Feuer! Kannste nicht? Pech gehabt! Dir ist kalt und du verlangst nach deinem Kashmere-Pullover? Beweg dich, dann wird dir warm! Zwischen deinen Pfoten haben sich Eisklumpen gebildet? Was nicht tötet, härtet ab. Du fühlst dich unpässlich, träumst schlecht oder dir schmeckt das billige Dosenfutter nicht? Wer jammert wird bestraft. Ha, dir werden wir es zeigen! Du wirst nie wieder Essen verschmähen oder deine Menschen herumkommandieren!
Nun ist unser Hund aber nunmal ein Hund. Selbstreflektion? Nicht vorhanden. Unser Plan würde nicht aufgehen. Im Endeffekt würden wir ihn vermutlich nur vermissen und leiden. Keiner, der nachts am Arm kratzt, fiepst, wenn er schlecht träumt, mich wachstarrt, wachpupst, aus Langeweile wachfiepst und mich so bezaubernd begrüßt, wenn ich nach Hause komme. Nichts! Also behalten wir lieber unseren kleinen Arschlochhund und ich erzähl ihm nachher zum Einschlafen von den armen Hunden, denen es nicht so gut geht, wie ihm! Das muss reichen.
Katharina`s Welt
06 Februar 2013
16 Januar 2013
Dschungelcamp - Die Antwort auf die Fashion Week
Das aktuelle Fernsehprogramm muss von einem Berliner stammen! Ein Berliner, der den Otto Normal Berlinern ein bisschen Freude schenken möchte im Rollkoffer-ziehenden-Modemenschen-eisiggrauen-Winter-Grosstadtdschungel Berlins.
Pünktlich zum Beginn der Fashion Week und der Bread & Butter Messe beginnen Fernsehhighlights wie "Der Bachelor", "Ich bin ein Star, holt mich hier raus" aka "Dschungelcamp", "Traumfrau gesucht" und "Deutschland sucht den Superstar".
Zur Fashion Week in Berlin verwandelt sich die ganze Stadt in ein inneres Drill Instructor Camp für die mentale Stärke! "Du darfst nicht ausrasten, du musst lieb zu lärmenden Touristen sein, die sind harmlos und verschwinden wieder, sie bringen Geld in die Stadt, bleib ruhig, wenn du zum gefühlten fünftausendsten Mal nach dem Weg zum Flughafen Tempelhof gefragt wirst!" flüstert mein innerer Drill Instructor mir zärtlich ins Ohr, wenn ich mich mit meinem Hund an einer Armada Rollköfferchen ziehender in Mode oder Medien machender Menschen vorbeidrücke, die gerade mal wieder direkt am Ende der Rolltreppe stehen geblieben sind. Da überdenkt man jeden Schritt vor die Tür mehrmals, bis der ganze Trubel wieder vorbei ist und man entspannt durch die Straßen marschieren kann.
Das Fernsehprogramm schenkt uns armen Normalos, die keine Akkreditierungen für 5 verschiedene Shows an einem Tag haben und die danach noch auf 10 verschiedene After-Show-Partys müssen, ein bisschen Sonnenschein.
Da ist zum Einen der süß verpeilte und vollkommen weltfremde Joey. Joey wurde irgendwann bei Deutschland sucht den Superstar irgendwas in den Top 10. Zahlreiche weitere Top-VIPs vollenden die illustre Runde im Australischen Dschungel. Ja, im Dschungel und nicht wie von Joey vermutet in einem Kölner Studio. Eine Fünftplatzierte von Germany`s next Topmodel vor ein paar Jahren, eine nicht Erste von der letzten Staffel des Bachelors, längst vergessene Kinder von Hollywoodstars, Mütter von Reality-TV-Stars, ein Clown einer unbekannten One Hit Wonder Band aus den 90ern UND Olivia Jones. Crossverheizung nennt sich das auch, was RTL da betreibt. Die Teilnehmer aller Shows können sich sicher sein, dass RTL sie nicht arbeitslos werden lässt. Und falls das doch passieren sollte, dann wird deren Arbeitslosigkeit zumindest noch bei "Mitten im Leben" oder "RTL Punkt 12" gezeigt, womit dann wieder Geld in die Kasse kommt. Oder sie werden eben in den Dschungel geschickt.
Neben den üblichen Geständnissen a la: "Ich war pornosüchtig!"(Patrick Nuo. Vermutlich der Grund für die 8-jährige Studioarbeit an seinem nächsten Album) oder "Ich habe Marihuana und Crack geraucht!" (Joey) über "Ja, ich habe einen Penis!" (Olivia Jones. Mit dieser Antwort hatte Joey nun wirklich nicht gerechnet.) bekommt der von der Fashion Week Geplagte noch weitere Highlights geboten:
Die Creme de la creme des deutschen Fernsehschmutzrandes-unter-Bunte-Zeitschriften-Redakteurinnen-Fingernägeln versüßt mit geballtem Wissen jeden tristen After-Partylosen Abend. Man lernt, dass Hip Hop in Heidelberg erfunden wurde (DSDS), Dummheit nicht Selbstverschulden sondern nur Pech beim Denken ist (Dschungelcamp), Transsexualität ein chinesischer ICE sein könnte (Dschungelcamp) und Jägerinnen auch gleichzeitig Erotikproduktemodels sein können, die zufällig auch selbst Wurst herstellen (der Bachelor). Echtes Bildungsfernsehen mit Spaßfaktor. Vor allem kann man ganz einfach den Fernseher ausschalten, wenn es doch zu viel werden sollte und man Angst bekommt das Gehirn könnte verschlorzen. Dies kann man auf der Fashion Week nicht, wo ungefähr die gleiche Prominenz anzutreffen ist wie im Dschungel. Man ist dem gesamten Elend vollkommen hilflos ausgeliefert.
Und wenn dieser ganze Irrsinn in einer Woche wieder vorbei ist, dann beginnt das Ganze von Neuem. Diesmal allerdings nicht mit Modemenschen, sondern Filmmenschen! Berlinale! Juhu!
Wenn gefragt werde, wo irgendeiner der Austragungsorte superstylisher und hochexklusiver Szeneveranstaltungen ist, dann schicke ich sie an den Alexanderplatz, dann weiter mit der U5 Richtung Hönow bis zur Endstation! Viel Spaß und gute Reise!
In diesem Sinne: Ich hoffe, dass ich morgen nicht tot aufwache, damit ich ja nicht verpasse, was im fernen Australien so passiert!
Pünktlich zum Beginn der Fashion Week und der Bread & Butter Messe beginnen Fernsehhighlights wie "Der Bachelor", "Ich bin ein Star, holt mich hier raus" aka "Dschungelcamp", "Traumfrau gesucht" und "Deutschland sucht den Superstar".
Zur Fashion Week in Berlin verwandelt sich die ganze Stadt in ein inneres Drill Instructor Camp für die mentale Stärke! "Du darfst nicht ausrasten, du musst lieb zu lärmenden Touristen sein, die sind harmlos und verschwinden wieder, sie bringen Geld in die Stadt, bleib ruhig, wenn du zum gefühlten fünftausendsten Mal nach dem Weg zum Flughafen Tempelhof gefragt wirst!" flüstert mein innerer Drill Instructor mir zärtlich ins Ohr, wenn ich mich mit meinem Hund an einer Armada Rollköfferchen ziehender in Mode oder Medien machender Menschen vorbeidrücke, die gerade mal wieder direkt am Ende der Rolltreppe stehen geblieben sind. Da überdenkt man jeden Schritt vor die Tür mehrmals, bis der ganze Trubel wieder vorbei ist und man entspannt durch die Straßen marschieren kann.
Das Fernsehprogramm schenkt uns armen Normalos, die keine Akkreditierungen für 5 verschiedene Shows an einem Tag haben und die danach noch auf 10 verschiedene After-Show-Partys müssen, ein bisschen Sonnenschein.
Da ist zum Einen der süß verpeilte und vollkommen weltfremde Joey. Joey wurde irgendwann bei Deutschland sucht den Superstar irgendwas in den Top 10. Zahlreiche weitere Top-VIPs vollenden die illustre Runde im Australischen Dschungel. Ja, im Dschungel und nicht wie von Joey vermutet in einem Kölner Studio. Eine Fünftplatzierte von Germany`s next Topmodel vor ein paar Jahren, eine nicht Erste von der letzten Staffel des Bachelors, längst vergessene Kinder von Hollywoodstars, Mütter von Reality-TV-Stars, ein Clown einer unbekannten One Hit Wonder Band aus den 90ern UND Olivia Jones. Crossverheizung nennt sich das auch, was RTL da betreibt. Die Teilnehmer aller Shows können sich sicher sein, dass RTL sie nicht arbeitslos werden lässt. Und falls das doch passieren sollte, dann wird deren Arbeitslosigkeit zumindest noch bei "Mitten im Leben" oder "RTL Punkt 12" gezeigt, womit dann wieder Geld in die Kasse kommt. Oder sie werden eben in den Dschungel geschickt.
Neben den üblichen Geständnissen a la: "Ich war pornosüchtig!"(Patrick Nuo. Vermutlich der Grund für die 8-jährige Studioarbeit an seinem nächsten Album) oder "Ich habe Marihuana und Crack geraucht!" (Joey) über "Ja, ich habe einen Penis!" (Olivia Jones. Mit dieser Antwort hatte Joey nun wirklich nicht gerechnet.) bekommt der von der Fashion Week Geplagte noch weitere Highlights geboten:
Die Creme de la creme des deutschen Fernsehschmutzrandes-unter-Bunte-Zeitschriften-Redakteurinnen-Fingernägeln versüßt mit geballtem Wissen jeden tristen After-Partylosen Abend. Man lernt, dass Hip Hop in Heidelberg erfunden wurde (DSDS), Dummheit nicht Selbstverschulden sondern nur Pech beim Denken ist (Dschungelcamp), Transsexualität ein chinesischer ICE sein könnte (Dschungelcamp) und Jägerinnen auch gleichzeitig Erotikproduktemodels sein können, die zufällig auch selbst Wurst herstellen (der Bachelor). Echtes Bildungsfernsehen mit Spaßfaktor. Vor allem kann man ganz einfach den Fernseher ausschalten, wenn es doch zu viel werden sollte und man Angst bekommt das Gehirn könnte verschlorzen. Dies kann man auf der Fashion Week nicht, wo ungefähr die gleiche Prominenz anzutreffen ist wie im Dschungel. Man ist dem gesamten Elend vollkommen hilflos ausgeliefert.
Und wenn dieser ganze Irrsinn in einer Woche wieder vorbei ist, dann beginnt das Ganze von Neuem. Diesmal allerdings nicht mit Modemenschen, sondern Filmmenschen! Berlinale! Juhu!
Wenn gefragt werde, wo irgendeiner der Austragungsorte superstylisher und hochexklusiver Szeneveranstaltungen ist, dann schicke ich sie an den Alexanderplatz, dann weiter mit der U5 Richtung Hönow bis zur Endstation! Viel Spaß und gute Reise!
In diesem Sinne: Ich hoffe, dass ich morgen nicht tot aufwache, damit ich ja nicht verpasse, was im fernen Australien so passiert!
24 Juli 2012
Willkommen im Lalaland
Dies wird ein, für mich, ungewöhnlicher Eintrag! Ich warne nur vor. Weniger Sarkasmus und Ironie, weniger in Schubladen stecken, als sonst. Dafür mehr Liebe!
Das alljährliche Ausbrechen aus dem Alltag ist nun schon fast einen Monat her. Noch immer profitiere ich allerdings von den Vorteilen, die das Lalaland so mit sich bringt. Innere Gelassenheit, Sonnenschein im Herzen (auch wenn der Berliner Sommer sich bisher nicht von seiner besten Seite gezeigt hat) und viel Liebe!
Für alle, die nicht wissen, was das Lalaland ist: Es handelt sich um ein Zusammentreffen von 70.000 Gleichgesinnten, freiheitsliebenden und friedlichen Menschen, die Einhörner, Glitzer, Seifenblasen, bunte Lichter, Musik und Energiebällchen mögen. Das mag nun komisch klingen, aber es entspricht komplett der Wahrheit.
Neben Menschen, die leicht verschoben grinsend eine Banane kauen und eine Installation anstarren, Zaubermenschen mit bunten Gewändern, die Hoola-Hoops kreisen lassen, Indianern, die im Busch sitzen und eigentlich nur Donnerstag ins Berghain wollten und dann Sonntag im Lalaland aufwachten, vergesslichen DRK-Mitarbeitern, die Maria, 82 geboren in Berlin als Madlen, 86 geboren in Hamburg listen und feierwütigen Techno-Atzen, die bunte Lichter hochhalten und dabei Kirschen vom Baum pflücken, befinden sich auch zauberhafte Elfen und ehrenhafte Baumeister im Lalaland. Jeder findet seinen Platz und auch den Raum sich auszuleben, soweit es die Grenzen des jeweils anderen Mitbewohners der Parallelwelt erlauben.
Trotz wenig Schlaf (in 5 Tagen vllt. 10 Stunden) und vielen Eindrücken, die es zu verarbeiten gilt, verlässt man das Lalaland tiefenentspannt und vollkommen ausgeglichen. Die Rückkehr zum inneren Kind und den damit verbundenen Wünschen, die man sich sonst in der grauen Realität nicht auszuleben wagt, bringen ein inneres Gleichgewicht, welches auch 5 Wochen Wellness-Urlaub nicht effektiver entstehen ließen. Da schaut man auch mal gelassen über die, nennen wir es unangenehme, Toilettensituation und den seichten Wasserdruck der alten Bleileitungen hinweg. Und wer wollte nicht schon immer zwischen Wassernymphen mit ausgeprägter Schambehaarung und Flusshunden in einem idyllisch zugewachsenem Waldfluss ein Bad nehmen? Back to the roots und zurück zu sich selbst! Klingt wahnsinnig esoterisch und für diejenigen, welche es noch nicht live erleben durften, vielleicht auch etwas abgefahren. Auch die Philosophie alle seien gleich und gender gibt es sowieso gleich zehnmal nicht, Staatenzugehörigkeiten ebenfalls nicht und wenn jemand ein Bier mit der deutschen Flagge mitbringt, dann sollte dies zumindest übergaffert (Fachterminus für: etwas mit Gaffa-Band verdecken) werden, mag auf den ersten Blick übertrieben wirken. DOCH: es funktioniert!
Es funktioniert so gut, dass 70.000 Menschen, unabhängig und trotzdem zusammen, eventuell nichts gemeinsam habend außer den Wunsch Lalaland zu genießen, friedlich miteinander feiern ohne, dass es zu Streitereien oder Gewalt kommt.
Auch ein Sturm und die damit verbundene Durchsage es sei alles vorbei, Verletzten solle geholfen werden und wir sollten nicht in Panik verfallen, was in vielen den Gedanken "Wir werden alle sterben!" hervorrief, tat dem ganzen Spaß keinen Abbruch - der Bürgermeister des Lalalands war natürlich mit dafür verantwortlich, dass alles in geregelten Bahnen verlief. Außer unser Pavillon. Der verließ seine geregelten Bahnen und entschied sich für den Heldentod indem er einfach zerbrach und sich in seine Einzelteile auflöste, was zu hämischem Grinsen bei den Nachbarn führte, das kurze Zeit später von den Einhörnern und ihrer Macht das Wetter zu verändern, erlosch. Vielleicht entstand dieser zweite, weitaus schlimmere, Sturm allerdings auch, weil einer der Mitbürger des Lalalands an der Macht der Einhörner zweifelte und nach dem milden Sturm rief: "War das schon alles????".
Ja, ich weiß, dass sich das alles anhört als müsse ich sofort von den Männern mit den Ich-umarme-mich-selbst-Jacken abgeholt werden oder mir eine große Bananenstaude in den Mund gestopft werden, damit ich von meinem Trip runterkomme. Das sagen aber auch nur diejenigen, die nicht dabei sein durften und immernoch im grauen Mordor mit den pupsenden Geisterkatzen (Umschreibung für die Realität) leben müssen.
Zurück in Mordor schlägt einem die Realität mit einem Roundhouse-Kick direkt ins Gesicht (bei den Männern - sorry fürs gendern - in die Weichteile), piekst einem Zahnstocher unter die Fingernägel und zieht an den Babyhaaren rund um den Kopf. Das Zurückkommen und das damit verbundene Aufgeben der so geliebten Individualität für ein Anpassen an die Allgemeinheit, funktioniert leider nicht mehr. Wer den Weg ins Lalaland einmal gefunden hat, der kommt so schnell nicht mehr zurück und flüchtet sich gelegentlich mit anderen Mitbewohnern des Lalalands zurück in Glitzer-, Seifenblasen-, Konfetti- und Ausgelassenheitsträume. Ganz egal, was die Hinterbliebenen davon halten.
Glitzer macht freundlich, Seifenblasen erwiesenermaßen auch und wer wurde jemals von einer Konfetti-Kanone verletzt?
Wenn ihr also Menschen seht, die allein auf einer Wiese tanzen, glitzern, euch freundlich anlächeln oder einfach wie ein Kind den Hüpfer-ein-Fuß-aussetzen-Gang machen, dann lächelt zurück und seid gewiss, dass in diesem Moment mindestens ein Einhorn anwesend ist.
LIEBE!!!!
Das alljährliche Ausbrechen aus dem Alltag ist nun schon fast einen Monat her. Noch immer profitiere ich allerdings von den Vorteilen, die das Lalaland so mit sich bringt. Innere Gelassenheit, Sonnenschein im Herzen (auch wenn der Berliner Sommer sich bisher nicht von seiner besten Seite gezeigt hat) und viel Liebe!
Für alle, die nicht wissen, was das Lalaland ist: Es handelt sich um ein Zusammentreffen von 70.000 Gleichgesinnten, freiheitsliebenden und friedlichen Menschen, die Einhörner, Glitzer, Seifenblasen, bunte Lichter, Musik und Energiebällchen mögen. Das mag nun komisch klingen, aber es entspricht komplett der Wahrheit.
Neben Menschen, die leicht verschoben grinsend eine Banane kauen und eine Installation anstarren, Zaubermenschen mit bunten Gewändern, die Hoola-Hoops kreisen lassen, Indianern, die im Busch sitzen und eigentlich nur Donnerstag ins Berghain wollten und dann Sonntag im Lalaland aufwachten, vergesslichen DRK-Mitarbeitern, die Maria, 82 geboren in Berlin als Madlen, 86 geboren in Hamburg listen und feierwütigen Techno-Atzen, die bunte Lichter hochhalten und dabei Kirschen vom Baum pflücken, befinden sich auch zauberhafte Elfen und ehrenhafte Baumeister im Lalaland. Jeder findet seinen Platz und auch den Raum sich auszuleben, soweit es die Grenzen des jeweils anderen Mitbewohners der Parallelwelt erlauben.
Trotz wenig Schlaf (in 5 Tagen vllt. 10 Stunden) und vielen Eindrücken, die es zu verarbeiten gilt, verlässt man das Lalaland tiefenentspannt und vollkommen ausgeglichen. Die Rückkehr zum inneren Kind und den damit verbundenen Wünschen, die man sich sonst in der grauen Realität nicht auszuleben wagt, bringen ein inneres Gleichgewicht, welches auch 5 Wochen Wellness-Urlaub nicht effektiver entstehen ließen. Da schaut man auch mal gelassen über die, nennen wir es unangenehme, Toilettensituation und den seichten Wasserdruck der alten Bleileitungen hinweg. Und wer wollte nicht schon immer zwischen Wassernymphen mit ausgeprägter Schambehaarung und Flusshunden in einem idyllisch zugewachsenem Waldfluss ein Bad nehmen? Back to the roots und zurück zu sich selbst! Klingt wahnsinnig esoterisch und für diejenigen, welche es noch nicht live erleben durften, vielleicht auch etwas abgefahren. Auch die Philosophie alle seien gleich und gender gibt es sowieso gleich zehnmal nicht, Staatenzugehörigkeiten ebenfalls nicht und wenn jemand ein Bier mit der deutschen Flagge mitbringt, dann sollte dies zumindest übergaffert (Fachterminus für: etwas mit Gaffa-Band verdecken) werden, mag auf den ersten Blick übertrieben wirken. DOCH: es funktioniert!
Es funktioniert so gut, dass 70.000 Menschen, unabhängig und trotzdem zusammen, eventuell nichts gemeinsam habend außer den Wunsch Lalaland zu genießen, friedlich miteinander feiern ohne, dass es zu Streitereien oder Gewalt kommt.
Auch ein Sturm und die damit verbundene Durchsage es sei alles vorbei, Verletzten solle geholfen werden und wir sollten nicht in Panik verfallen, was in vielen den Gedanken "Wir werden alle sterben!" hervorrief, tat dem ganzen Spaß keinen Abbruch - der Bürgermeister des Lalalands war natürlich mit dafür verantwortlich, dass alles in geregelten Bahnen verlief. Außer unser Pavillon. Der verließ seine geregelten Bahnen und entschied sich für den Heldentod indem er einfach zerbrach und sich in seine Einzelteile auflöste, was zu hämischem Grinsen bei den Nachbarn führte, das kurze Zeit später von den Einhörnern und ihrer Macht das Wetter zu verändern, erlosch. Vielleicht entstand dieser zweite, weitaus schlimmere, Sturm allerdings auch, weil einer der Mitbürger des Lalalands an der Macht der Einhörner zweifelte und nach dem milden Sturm rief: "War das schon alles????".
Ja, ich weiß, dass sich das alles anhört als müsse ich sofort von den Männern mit den Ich-umarme-mich-selbst-Jacken abgeholt werden oder mir eine große Bananenstaude in den Mund gestopft werden, damit ich von meinem Trip runterkomme. Das sagen aber auch nur diejenigen, die nicht dabei sein durften und immernoch im grauen Mordor mit den pupsenden Geisterkatzen (Umschreibung für die Realität) leben müssen.
Zurück in Mordor schlägt einem die Realität mit einem Roundhouse-Kick direkt ins Gesicht (bei den Männern - sorry fürs gendern - in die Weichteile), piekst einem Zahnstocher unter die Fingernägel und zieht an den Babyhaaren rund um den Kopf. Das Zurückkommen und das damit verbundene Aufgeben der so geliebten Individualität für ein Anpassen an die Allgemeinheit, funktioniert leider nicht mehr. Wer den Weg ins Lalaland einmal gefunden hat, der kommt so schnell nicht mehr zurück und flüchtet sich gelegentlich mit anderen Mitbewohnern des Lalalands zurück in Glitzer-, Seifenblasen-, Konfetti- und Ausgelassenheitsträume. Ganz egal, was die Hinterbliebenen davon halten.
Glitzer macht freundlich, Seifenblasen erwiesenermaßen auch und wer wurde jemals von einer Konfetti-Kanone verletzt?
Wenn ihr also Menschen seht, die allein auf einer Wiese tanzen, glitzern, euch freundlich anlächeln oder einfach wie ein Kind den Hüpfer-ein-Fuß-aussetzen-Gang machen, dann lächelt zurück und seid gewiss, dass in diesem Moment mindestens ein Einhorn anwesend ist.
LIEBE!!!!
23 Mai 2012
Der ewige Zufrühkommer!
Wer jetzt denkt es gehe um Sex hat sich geirrt! Sorry, keine peinlichen Geschichten über private Schlafzimmergeschichten. Viel mehr beklage ich heute das Schicksal meines Lebens als notorische Zufrühkommerin bzw. Zufrüherscheinerin. Ja, liebe Freunde, die gibt es. Ich weiß, dass sich das viele Menschen aus meinem Freundeskreis nicht vorstellen können, aber Zu-früh-bei-Verabredungen-Erscheiner existieren!
Die ewige und leidige Geschichte meines Lebens als Dummrumsteher, Nicht-wissen-wohin-mit-den-Armen-Warter fing schon recht früh an und wurde mir vermutlich von meiner Mutter vererbt, die schon früh morgens in Panik ausbricht, wenn der Flug in den Urlaub erst spät in der Nacht geht.
In der Schule hatte es meist Vorteile bezüglich der Noten. Ich war immer die Erste im Klassenzimmer (manchmal musste mir der Hausmeister den Raum aufschließen und war nicht glücklich, dass ich ihn aus dem Bett geklingelt hab) und wusste erstmal nicht, was ich mit meiner Zeit anfangen sollte. Aus lauter Langeweile entschied ich mich oft dafür zu putzen und aufzuräumen. Übrigens eine meiner liebsten Zeitverzögerungsbeschäftigungen. Die Tafel war also beim Eintreffen des Lehrers blitzsauber, die Stühle vom Tisch genommen und der Lehrer hocherfreut. Meist folgte dann noch ein Plausch mit dem Lehrer, was mir zusätzliche Pluspunkte einbrachte. Die Noten waren dementsprechend gut ohne, dass ich mich lernstoffmäßig anstrengen musste.
Als Zufrühkommer hat man also bei offiziellen Anlässen meistens einen Vorteil. Anders ist es bei privaten Verabredungen.
Nehmen wir an ich hab ein Date um 15 Uhr. Dann stehe ich um 9 Uhr auf und denke: "Scheiße, ich hab verschlafen! Nur noch 6 Stunden bis zur Verabredung! Ob ich das schaffe?!?!?!". Also hetze ich mich ab, mache mich fertig und bin um 9:20 bereit loszugehen. Dann erst merke ich den Fehler in der Kalkulation. Noch 5 Stunden und 40 Minuten!!! Mist, was soll ich denn jetzt noch machen? Nachdem ich mich nun seit 27 Jahren regelmäßig fertig mache, sollte ich eigentlich wissen, dass das nicht 6 Stunden dauert... Von wegen der Mensch ist ein Tier, welches aus Fehlern lernt. Also ich zumindest nicht! Nun geht das Zeit totschlagen los. Putzen, Papiere sortieren, Unikram erledigen, Oma anrufen, nochmal abschminken und neu schminken, Kleiderauswahl überdenken, zehn Mal umziehen, um im Endeffekt wieder das erste Outfit anzuziehen. Dann muss natürlich das Klamottenchaos wieder beseitigt werden. Und nachdem all diese Verzögerungstaktiken angewandt wurden, bleiben immernoch 3 Stunden übrig. Die meisten meiner Freunde würden jetzt noch keinen Gedanken ans Losgehen verschwenden. Anders bin ich. Nun wird die beste BVG-Verbindung rausgesucht & ausgedruckt. Nebenbei informiere ich mich über möglichen Ersatzverkehr und andere Hindernisse. Da ich der anderen Person, die in den meisten Fällen ein Zuspätkommer ist, gesagt habe, dass wir uns um 14 Uhr treffen, damit sie um 15 Uhr da ist, muss ich ja eigentlich schon los! Denn was ist, wenn sie nun ausnahmsweise doch pünktlich kommt?! Ich will ja niemanden warten lassen. Nun beginnt der Stress erst richtig! 13 Uhr!!!! Der Weg dauert 30 Minuten, laut BVG. Denen kann man nicht trauen, denke ich mir. Außerdem muss man ja den Weg die Treppen runter, zur U-Bahn und die Wartezeit einplanen. Und vorher Geld ziehen!!!! Wenn da eine Schlange ist!!! Und der Nagellack ist ja auch noch garnicht trocken!!!! HILFE!!!! Also renne ich los! In meiner Panik zu spät zu kommen habe ich den Geldbeutel liegen lassen. Wieder zurück. Der Hund schaut schon völlig verwirrt. Nach 5 Jahren müsste auch er sich eigentlich an diese absurde Routine gewöhnt haben.
Um 13:15 sitze ich dann also völlig außer Atem, abgehetzt und nicht bester Laune auf dem U-Bahnhof. Nun können trotzdem noch viele Dinge passieren, denke ich mir. Die Bahn könnte einen technischen Defekt haben, ein Fahrgast könnte einen Herzinfarkt haben und ich müsste Erste-Hilfe anwenden... Wie war das nochmal? Erst drücken, dann pusten? Wie oft drücken? Wieviel pusten? HILFE!!!! Und ist denn mein Semesterticket überhaupt noch gültig? Auch könnte dem Hund plötzlich schlecht werden. Das kann passieren. Auch nach 5 Jahren regelmäßig U-Bahn fahren ohne Komplikationen.
Nach einer reibungslosen Fahrt bin ich also um 13:45 am Ziel. 15 Minuten vor verabredeter Zeit. Noch eine rauchen, dann müsste mein Date kommen. 14:15 - 3 Zigaretten später - Date nicht in Sicht - Anruf: keine Antwort. 14:16 - Anruf - keine Antwort - ich fange an mir Sorgen zu machen und stelle mir vor, dass mein Date in der Badewanne ausgerutscht ist und im eigenen Blut schwimmend mit letzter Kraft versucht ans Handy zu kommen. 14:20 - 1 Zigarette - 20 Anrufe - 5 SMS - 3 Whatsapps - 2 Voxernachrichten - ich fange an zu schwitzen und unruhig hin und her zu laufen, während ich die Nachrichten über Unfälle der Polizei im Internet abrufe. Der Hund ist ebenfalls unruhig und fiept. Der Gedanke daran, dass ich den Termin ja eigentlich auf 14 Uhr gelegt habe, damit die andere Person um 15 Uhr da ist, kommt mir garnicht. 14:30 - 3 weitere Zigaretten - ein Klobesuch in einem Café - Anruf: endlich eine Antwort! Es ist nichts Schlimmes passiert. Mein Date geht jetzt langsam los... Innerlich schreie ich und rattere die wüstesten Beschimpfungen runter. "Ja, sorry, mir ist noch was dazwischen gekommen!" WAS?????? WIR HABEN DOCH ALLE HANDYS!!!!!! RUF MICH DOCH AN! Abgesehen davon, dass ich vermutlich dann trotzdem schon am Zielpunkt gewesen wäre und das auch nichts geändert hätte. Um 15 Uhr kommt mir mein Date dann tiefenentspannt und lächelnd entgegen. Hund und ich sind am Ende unserer Kräfte. Durchgeschwitzt, 10 graue Haare mehr, ohne Zigaretten und völlig erschöpft vom Ausmalen der schrecklichen Dinge, die hätten passiert sein können. Wartezeit: 1 Stunde 15 min.
Der Plan nicht warten zu müssen, weil man ja eine andere Zeit verabredet hat, um nicht warten zu müssen, weil das Gegenüber IMMER zu spät kommt, hat nicht funktioniert. Und selbst wenn ich von 15 Uhr ausgegangen wäre, dann hätte ich trotzdem 30 min. warten müssen. 15 min. zu früh, der Andere 15 min. zu spät = 30 min. Geschichte meines Lebens!
Der Spruch "Vorfreude ist die schönste Freude" wurde unter Garantie von einem Zuspätkommer erfunden! Vorfreude an Weihnachten ist schön! Da weiß ich auch, dass es sicher am 24.12. stattfindet! Der Termin steht! Es kommt nichts dazwischen. Weihnachten kann auch nicht überfahren werden, überfallen werden oder vergewaltigt, zerstückelt und im Wald verbuddelt werden. Weihnachten hat auch kein gottverdammtes Handy, weil Weihnachten nicht zu spät kommt!
Besonders liebe ich auch die Aussage: "Ich bin gleich da!" GLEICH!!! "Gleich" kann alles bedeuten und ist ein sehr dehnbarer Begriff, der unterschiedlich benutzt wird. Bei mir bedeutet "gleich" innerhalb der nächsten halben Stunde (höchstens). "Gleich" eingesetzt beim Thema Müll runterbringen kann alles zwischen 15 min. und 1 Woche bedeuten. Wenn ich also höre, dass etwas "gleich" erledigt wird, sehe ich mich die angefragte Tat schon selbst ausführen, weil ich denke der Müll begrüßt mich sonst an der Wohnungstür und schmeißt in der Zwischenzeit eine kleine Party.
Pünktlichkeit ist angeblich eine deutsche Tugend. Wie kann es aber sein, dass die "Deutsche Bahn", die ja wieder Name schon sagt, deutsch ist, IMMER zu spät kommt? Genau wie die meisten meiner Freunde!
Und trotzdem braucht man die Deutsche Bahn/Freunde. Ohne die Deutsche Bahn würde ich nicht zur Uni kommen. Ohne Freunde würde ich die Uni nicht aushalten.
Und außerdem heißt es ja auch: "Besser zu spät, als nie!"
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Leben,
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zu spät,
Zufrühkommer,
Zuspätkommer
Standort:
Berlin, Deutschland
08 März 2012
Anders, aber amüsant...
So, nun bin ich schon über einen Monat wieder zurück im guten, alten Berlin. Moment, eigentlich stimmt das so garnicht, weil sich in der Zwischenzeit ziemlich viel verändert hat. Meine sonst auch nicht wirklich saubere Straße ist mittlerweile zu einem großen Hundeklo für schwäbische und englische Möpse geworden. Da ich bisher immer dachte, dass gerade die Mopsbesitzer Wert auf Sauberkeit legen (siehe meist übergepflegtes Äußeres angestrengt auf unangestrengt gestylt), musste ich diesem Kackhaufen-liegen-lasse-Phänomen auf die Spur gehen. Observierungen der Täter brachten mir nichts. Möpse machen, wie Möpse eben machen. Observieren des anderen Endes der Koko von Knebel-Leinen brachte auch nur mäßigen Erfolg. Zumindest fiel mir auf, was alle Statushundebesitzer gemein haben: JUTEBEUTEL! Nun konnte ich mein Experiment starten und ging mit einem Jutebeutel über der Schulter, einem Kackbeutel in der Hand und meinem Hund an der Leine in die Feldforschung. Es dauerte eine Weile, aber irgendwann war mein Struppi mit seiner Toilettenwahl zufrieden. Ich zückte die Tüte und beugte mich mit meinem Jutebeutelbeschultertem Arm Richtung Haufen... flatsch... Igitt... Jutebeutel landet zwangsläufig im Organicfood-Haufen. Alles klar, daran wird die exponentielle Steigung des Hundehaufenvorkommens mit der Zunahme der Zugezogenen Hipster-Hundebesitzer natürlich klar. Und ich glaube ganz sicher nicht, dass Loriots Zitat: "Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos", der Ausschlag für diesen Wahn ist.
Eine weitere Änderung in meinem, immernoch sehr geliebten, Neukölln, oh sorry, mittlerweile Kreuzkölln, ist die Eröffnung etlicher Bars und Cafés mit wunderlichen Getränken. Pasteurisiertes und wahlweise gefiltertes oder ungefiltertes Bier werden von einem französisch sprechenden Austauschstudenten bzw. Künstler mit Geheimprojekten in einer Erdgeschossaltbauwohnung mit extra abgeschlagenen Wandfliesen und Oma-Stehlampen angeboten. Hinter ihm hängt eine selbstgemalte Werbung für die neueste organic-fair-trade-Kombucha-Limonade mit linksdrehenden Milchsäurebakterien. Bei der Bestellung einer Coca Cola wird man nur abschätzig angeguckt und bekommt, wenn man Glück hat, eine Afri-Cola, wenn nicht eine super-geheime-haben-nur-wir-weil-super-geheim-und-garantiert-kein-Mainstream-und-so-Cola-ähnliche Brühe in einer mundegeblasenen Flasche von einem befreundeten Künstler, der seine Flaschen auf dem Nowkölln flowmarkt und Dawanda oder Etsy anbietet und in einer ach-so-kreativen-WG mit anderen Auswanderern lebt und versucht dem Konsumterror zu entgehen, weil extrem uncool, aber selber verantwortlich für eben diesen ist und feiern bei "illegalen, Hinterhof-geheim-Parties" ihren absurden Snobismus.
Noch ein sehr drastischer und lebensverändernder Einschnitt in meinem bisherigen Leben ist die Schließung meines geliebten türkischen Supermarkts, Netto und dem türkischen Supermarkt eine Ecke weiter. Einkaufen in Bio-läden ist natürlich politisch korrekter und woher soll man denn wissen woher das Fleisch kommt, wie das Rind hieß, was seine Lieblingsspeise, sein Lieblingsonkel und sein Lieblingsmassageöl war. Wenn man überhaupt Fleisch zu sich nimmt... Aber es gibt ja auch gute fleischlose Alternativen aus biologisch korrektem Bio-organic-Tofu. Nur eben nicht beim Türken. In der Türkei bekommt man Hühnchen angeboten, wenn man sich als Vegetarier outet. Ich persönlich wäre wahrscheinlich auch jemand, der in dem Fall Hühnchen anbieten würde. Ist doch kein Fleisch. Ist doch weiß. Fleisch ist rot.
Vor ein paar Tagen habe ich gelesen, dass in den letzten 2 Jahren 53 Bio-Supermärkte in Berlins Innenstadt eröffnet wurden und 10 weitere in diesem Jahr folgen werden. Nun fehlt mir nur noch eine Statistik, wieviele türkische Supermärkte und Tante-Emma-Läden schließen mussten, weil die Zielgruppe einfach wegziehen musste. Oder, weil sich viele einfach nicht in einen "ach, so orientalischen" Laden trauen oder ihn gegebenenfalls nur aufsuchen, wenn sie einen Themenabend planen bei dem es original türkisches Essen geben soll. Seit der Schließung dieser Läden ernähre ich mich fast ausschließlich über einen Lieferservice und plane meinen Einstieg ins türkische-Supermarkt-Business!
Trotz allen Schattenseiten gewöhne ich mich allerdings an diese Veränderungen bzw. versuche das Beste draus zu machen und unterziehe mich einer Verwandlung, die ich selbst nie für möglich gehalten hätte, weil ich ja immer als der Oberhater dieser Bewegung galt. Hipster und deren konform-individuellen (nein, in diesem Fall widersprechen sich diese beiden Wörter nicht) Verhaltensweisen können mitunter sehr erheiternd sein. Man muss sich nur drauf einlassen und sich selbst nicht so ernst nehmen, was die Angesprochenen leider oft oder eigentlich immer vergessen. Sich mit einem Edding einen Schnurrbart auf den Finger malen und bei Gesprächen nicht zu antworten, sondern einfach völlig unbeteiligt den Finger über den Mund zu halten, bunte und auf den ersten Blick unpassende Farben, Muster und Formen anzuziehen und so rauszugehen an einem Tag der nicht Fasching oder Karneval ist und man nicht gerade zu einer Bad taste Party eingeladen ist, macht Spaß, steigert das Selbstbewusstsein und bringt neue Bekannte, die man in Normalo-Outfit wahrscheinlich nicht kennengelernt hätte. Auch die Parties sind eigentlich ganz lustig. Man muss sich halt abschießen (Club-Mate Wodka wirkt wahre Wunder) und alle Parties aus der Vergangenheit ausblenden. Einzeln sind die ja alle ganz nett und wenn sie nicht gerade ein neues Haus aufkaufen, die alten Mieter rausschmeißen und die Mieten verdoppeln, dann mag ich sie auch.
16 November 2011
Türkiye seni seviyorum - Logik yok
So, Halbzeit in der Türkei!
Während in Berlin die Erstsemester in Turnhallen untergebracht werden, weil sie keine Wohnungen finden, was mich innerlich extrem erfreut, sitze ich hier in einem Land in dem man nicht nach Logik fragen darf. Nebenbei werden hier Wohnungen für Erstsemester gebaut, wenn es nicht genügend gibt. Durch die Versprechung vor langer Zeit, dass die Menschen Grundstücke behalten können, wenn sie es schaffen über Nacht ein Haus zu bauen (Gecekondular) sind sie ja auch recht schnell. Beziehungsweise sollten sie schnell sein... Was nichts über die Qualität aussagt.
Insgesamt läuft hier alles etwas anders, was mir spätestens klar wurde als meine beiden Mitbewohner das x-te Mal als unser Wasser abgestellt wurde, der Strom ausgefallen war oder es reinregnete nur mit den Schultern zuckten und sagten: "Well, this turkey!"
Die beiden sind sowieso ein sehr spannendes und manchmal ungewollt komisches Thema. Ende zwanzig, Anfang dreißig, wohnen sie das erste Mal ohne Mama. Nun denkt man, dass sie wahrscheinlich viele Dinge nicht wissen, die man so im Haushalt machen muss. FALSCH! Sie wissen ALLES. Ob das nun richtig ist oder nicht tut nichts zur Sache. Meine Steckdose (die einzige in meinem Zimmer) wurde beim Staubsaugen von dem Einen aus der Wand gerissen (inkl. einem Teil der Wand. Vllt. ist das hier auch ein Gecekondu?). Repariert wurde sie, ganz fachgerecht, indem einfach Tesafilm drüber geklebt wurde. Schließlich ist so eine heraushängende Steckdose ja eine Gefahr für mich. Seitdem habe ich ein Tesafilm-Klebstreifen-Steckdosen-Gemälde an der Wand. Hinzuzufügen ist, dass die beiden Ingenieure sind... Nun gut.
Eines Abends komme ich nach Hause und mein Licht funktioniert nicht mehr. Grund hierfür war, dass einer der beiden meine Glühbirne benötigte, weil eine andere kaputt war. Auch gut. Man kann ja einfach immer eine Glühbirne in der Tasche haben und die im jeweiligen Zimmer in die Fassung drehen, wenn man Licht haben möchte. Auf die Idee neue zu kaufen sind sie nicht gekommen. Ich erhielt nur ein Schulterzucken und durfte in den nächsten Supermarkt gehen.
Der Tag kam als ich das erste Mal Wäsche waschen musste. Die Jungs waren sehr hilfsbereit und erklärten mir, dass ich die Wäsche nach Farben sortieren muss, was mir natürlich völlig neu war.
Nach dem ersten Monat wurde ich krank und wollte mir eine Hühnerbrühe machen. DAS Zaubermittel. Als ich meinen beiden Jungs sagte, dass ich eine Suppe kochen wolle, hielten sie mir eine Linsensuppe aus der Tüte unter die Nase. Ich versuchte ihnen zu erklären, dass man davon eher krank als gesund wird und lieber eine richtige Suppe kochen möchte. Die Jungs waren ganz gespannt und wollten natürlich unbedingt wissen, was ich kochen werde. Ich fing mit den Zwiebeln an, welche ich mit Schale (so macht man das nunmal) anbriet. Dies führte zu großer Irritation und bestätigte den beiden nur mal wieder meine Unfähigkeit in allen Lebenslagen. Wie einem kleinen Kind erklärten sie mir, dass man die Schale von Zwiebeln entfernen muss. Als ich ihnen aber klarmachte, dass das schon genau richtig so ist wurde meine Suppe nur mit einem angeekelten Blick als "dreckig" abgetan. Probieren wollten sie auch nicht. Mehr für mich.
In der letzten Woche war es sehr stürmisch. Da wir im obersten Stockwerk wohnen, bekommen wir die volle Ladung Wind ab. Mit unserer Balkontür war bis dahin eigentlich alles in Ordnung. Gut, es gab eine ca. 5 cm große Lücke zwischen Tür und Wand, aber sie ging zu. Einer der beiden wollte die Tür allerdings dichten und klebte, sehr professionell, Dichtungsband an die Zarge. Keine absolut verkehrte Idee. Die Durchführung war allerdings wenig erfolgreich. Seitdem schließt die Tür nicht mehr. Er hat nämlich einfach das Schloss überklebt.
Eines Tages nach einem langen Unitag komme ich nach Hause und will einfach nur ins Bett. Vor der Tür sitzt der Ältere der beiden auf einem Stück Karton. Er sieht ziemlich unglücklich aus. Er wollte eigentlich nur kurz den Müll rausbringen, aber die Tür fiel hinter ihm zu. Ich versuche also die Tür aufzuschließen, was aber leider nicht funktioniert, weil er seinen Schlüssel von innen stecken lassen hat. Ich, total kreativ und mit völlig abstrusen Ideen, schlage vor einen Schlüsseldienst zu informieren. Diese Idee scheint ihm aber zu abgefahren und er versucht lieber mit meinem Schlüssel die Tür aufzukratzen. Nach einer Weile merkt er dann aber doch, dass Schlüsseldienst nicht die schlechteste Idee ist.
Die Wohnung ist ziemlich leer (abgesehen von den obligatorischen 5 Sofas, die hier jeder hat). Anfangs hatte ich nicht mal einen Schrank. Da ich aber mit nur 40 Kilo Gepäck angekommen bin, wollte ich unbedingt einen Schrank haben. Also ab zu Ikea. Ja, es gibt hier Ikea und Praktiker und Rossmann und Deichmann und Tchibo und Media Markt und Nordsee! Aber kein H&M. Nun hat ja eigentlich jeder schon mindestens einmal etwas von Ikea aufgebaut. Meine Jungs nicht, aber sie trauen mir nicht zu, dass ich das kann. Nach ewigem hin und her und zahlreichem Umgeräume der Einzelteile, müssen die Jungs vor lauter Erschöpfung erstmal frühstücken. Diese Zeit nutze ich um den Schrank aufzubauen. Einer bzw. Eine muss es ja machen. Der Korpus steht nach 15 min. Leider musste ich los und überließ es den Jungs die Türen anzubringen. FEHLER! Die Türen schließen nicht und die Rückwand des Schranks ist auf wundersame Weise zerbrochen. Ingenieure...
Es gibt noch zahlreiche weitere Geschichten der beiden und wie sie mich immer wieder unterschätzen und nur darauf hören, was mein Freund sagt und nicht auf mich.
All diese Geschichten haben allerdings auch eine gute Seite, denn ich lerne hier Gelassenheit. Einen Fahrplan für Busse gibt es nicht, einen Zeitplan erst recht nicht und man erfährt meistens erst im Bus, wohin er fährt. Die Öffnungszeiten der Geschäfte variieren und sind anscheinend nicht bindend, Feiertage werden erst ein paar Tage vorher bekannt gegeben und auch wie lange man frei hat. Die Uni findet ebenfalls nicht zuverlässig statt. Und trotzdem liebe ich dieses Land und die Leute. Die Uhren ticken hier einfach anders, man wird überall freundlich aufgenommen. Ok, man muss davon absehen, dass man von JEDEM, auch von 3-jährigen Kindern, Yabancı genannt wird. Yabancı bedeutet Ausländer. Ich werde das mal in Berlin versuchen, wenn ich wieder zurück bin und werde mich spätestens bei der Reaktion der Leute dort hierhin zurücksehnen.
Während in Berlin die Erstsemester in Turnhallen untergebracht werden, weil sie keine Wohnungen finden, was mich innerlich extrem erfreut, sitze ich hier in einem Land in dem man nicht nach Logik fragen darf. Nebenbei werden hier Wohnungen für Erstsemester gebaut, wenn es nicht genügend gibt. Durch die Versprechung vor langer Zeit, dass die Menschen Grundstücke behalten können, wenn sie es schaffen über Nacht ein Haus zu bauen (Gecekondular) sind sie ja auch recht schnell. Beziehungsweise sollten sie schnell sein... Was nichts über die Qualität aussagt.
Insgesamt läuft hier alles etwas anders, was mir spätestens klar wurde als meine beiden Mitbewohner das x-te Mal als unser Wasser abgestellt wurde, der Strom ausgefallen war oder es reinregnete nur mit den Schultern zuckten und sagten: "Well, this turkey!"
Die beiden sind sowieso ein sehr spannendes und manchmal ungewollt komisches Thema. Ende zwanzig, Anfang dreißig, wohnen sie das erste Mal ohne Mama. Nun denkt man, dass sie wahrscheinlich viele Dinge nicht wissen, die man so im Haushalt machen muss. FALSCH! Sie wissen ALLES. Ob das nun richtig ist oder nicht tut nichts zur Sache. Meine Steckdose (die einzige in meinem Zimmer) wurde beim Staubsaugen von dem Einen aus der Wand gerissen (inkl. einem Teil der Wand. Vllt. ist das hier auch ein Gecekondu?). Repariert wurde sie, ganz fachgerecht, indem einfach Tesafilm drüber geklebt wurde. Schließlich ist so eine heraushängende Steckdose ja eine Gefahr für mich. Seitdem habe ich ein Tesafilm-Klebstreifen-Steckdosen-Gemälde an der Wand. Hinzuzufügen ist, dass die beiden Ingenieure sind... Nun gut.
Der Tag kam als ich das erste Mal Wäsche waschen musste. Die Jungs waren sehr hilfsbereit und erklärten mir, dass ich die Wäsche nach Farben sortieren muss, was mir natürlich völlig neu war.
Nach dem ersten Monat wurde ich krank und wollte mir eine Hühnerbrühe machen. DAS Zaubermittel. Als ich meinen beiden Jungs sagte, dass ich eine Suppe kochen wolle, hielten sie mir eine Linsensuppe aus der Tüte unter die Nase. Ich versuchte ihnen zu erklären, dass man davon eher krank als gesund wird und lieber eine richtige Suppe kochen möchte. Die Jungs waren ganz gespannt und wollten natürlich unbedingt wissen, was ich kochen werde. Ich fing mit den Zwiebeln an, welche ich mit Schale (so macht man das nunmal) anbriet. Dies führte zu großer Irritation und bestätigte den beiden nur mal wieder meine Unfähigkeit in allen Lebenslagen. Wie einem kleinen Kind erklärten sie mir, dass man die Schale von Zwiebeln entfernen muss. Als ich ihnen aber klarmachte, dass das schon genau richtig so ist wurde meine Suppe nur mit einem angeekelten Blick als "dreckig" abgetan. Probieren wollten sie auch nicht. Mehr für mich.
In der letzten Woche war es sehr stürmisch. Da wir im obersten Stockwerk wohnen, bekommen wir die volle Ladung Wind ab. Mit unserer Balkontür war bis dahin eigentlich alles in Ordnung. Gut, es gab eine ca. 5 cm große Lücke zwischen Tür und Wand, aber sie ging zu. Einer der beiden wollte die Tür allerdings dichten und klebte, sehr professionell, Dichtungsband an die Zarge. Keine absolut verkehrte Idee. Die Durchführung war allerdings wenig erfolgreich. Seitdem schließt die Tür nicht mehr. Er hat nämlich einfach das Schloss überklebt.
Eines Tages nach einem langen Unitag komme ich nach Hause und will einfach nur ins Bett. Vor der Tür sitzt der Ältere der beiden auf einem Stück Karton. Er sieht ziemlich unglücklich aus. Er wollte eigentlich nur kurz den Müll rausbringen, aber die Tür fiel hinter ihm zu. Ich versuche also die Tür aufzuschließen, was aber leider nicht funktioniert, weil er seinen Schlüssel von innen stecken lassen hat. Ich, total kreativ und mit völlig abstrusen Ideen, schlage vor einen Schlüsseldienst zu informieren. Diese Idee scheint ihm aber zu abgefahren und er versucht lieber mit meinem Schlüssel die Tür aufzukratzen. Nach einer Weile merkt er dann aber doch, dass Schlüsseldienst nicht die schlechteste Idee ist.
Die Wohnung ist ziemlich leer (abgesehen von den obligatorischen 5 Sofas, die hier jeder hat). Anfangs hatte ich nicht mal einen Schrank. Da ich aber mit nur 40 Kilo Gepäck angekommen bin, wollte ich unbedingt einen Schrank haben. Also ab zu Ikea. Ja, es gibt hier Ikea und Praktiker und Rossmann und Deichmann und Tchibo und Media Markt und Nordsee! Aber kein H&M. Nun hat ja eigentlich jeder schon mindestens einmal etwas von Ikea aufgebaut. Meine Jungs nicht, aber sie trauen mir nicht zu, dass ich das kann. Nach ewigem hin und her und zahlreichem Umgeräume der Einzelteile, müssen die Jungs vor lauter Erschöpfung erstmal frühstücken. Diese Zeit nutze ich um den Schrank aufzubauen. Einer bzw. Eine muss es ja machen. Der Korpus steht nach 15 min. Leider musste ich los und überließ es den Jungs die Türen anzubringen. FEHLER! Die Türen schließen nicht und die Rückwand des Schranks ist auf wundersame Weise zerbrochen. Ingenieure...
Es gibt noch zahlreiche weitere Geschichten der beiden und wie sie mich immer wieder unterschätzen und nur darauf hören, was mein Freund sagt und nicht auf mich.
All diese Geschichten haben allerdings auch eine gute Seite, denn ich lerne hier Gelassenheit. Einen Fahrplan für Busse gibt es nicht, einen Zeitplan erst recht nicht und man erfährt meistens erst im Bus, wohin er fährt. Die Öffnungszeiten der Geschäfte variieren und sind anscheinend nicht bindend, Feiertage werden erst ein paar Tage vorher bekannt gegeben und auch wie lange man frei hat. Die Uni findet ebenfalls nicht zuverlässig statt. Und trotzdem liebe ich dieses Land und die Leute. Die Uhren ticken hier einfach anders, man wird überall freundlich aufgenommen. Ok, man muss davon absehen, dass man von JEDEM, auch von 3-jährigen Kindern, Yabancı genannt wird. Yabancı bedeutet Ausländer. Ich werde das mal in Berlin versuchen, wenn ich wieder zurück bin und werde mich spätestens bei der Reaktion der Leute dort hierhin zurücksehnen.
06 Juli 2011
Feenzauber, Glitzerland!!!!
Wir kamen an, in diesem Paralleluniversum, nachdem wir gefühlte 5 Stunden im Auto vorgehibbelt und uns vorgefreut haben. Stau wohin man sehen konnte und trotzdem komplett tiefenentspannt und stressfrei.
Als wir endlich einen Parkplatz für Marko gefunden hatten und feststellten, dass wir definitiv eher für 2 Wochen, als für 3 Tage gepackt hatten und dementsprechend mehrmals gehen mussten, kamen auch schon hilfreiche Rostocker, die unsere Isomatten, Kühlbox, Zelt, zahlreiche Koffer und Taschen abnahmen. Zelt war ruckzuck aufgebaut und wir konnten endlich eintauchen!
Glitzer übers Haupt, Luftblasen eingepackt, Becher aufgefüllt und los! Vorbei am Luftschloss, der Räuberhöhle und durch einen Zauberwald hörten wir "I wanna know what love is" vorgetragen von einem, stilvoll in eine gelbgemusterte Haremshose mit Hosenträgern gehülltem, Papageienmensch, der von einer pummeligen Katze und einem Einhorn mit vier Plateauhufen backgroundtänzerisch unterstützt wurde. Großartige Performance! Lachtränenreich, charmant, bezaubernd und absolut perfekt für den Einstieg. Es folgten noch weitere Spitzen-Karaoke Einlagen von einem Bären, einer grauen Rauchstimmekatze und einem Nase gepudertem und ständig schniefendem Berliner, der einen Freestyle zu "Groove is in the heart" hinlegte.
Nach einem kurzen Abstecher beim DHV, dem wir bei der Unterschriftensammlung zur Legalisierung von Cannabis halfen, trafen wir einen leicht verwirrten Typen, der seit zwei Tagen auf der Suche nach seinem Zelt war. Ohne Geld, Essen, Getränken, warmen Klamotten und ohne seine Freundin, aber wenigstens mit einer großen Tüte voller Pillen, erzählte er uns aus seinem Leben in einem Minidorf im Osten. Verrückt! Dachte ich doch immer wir Berliner Kinder seien schon vieles gewöhnt und hätten schon vieles erlebt. Falsch! Ich bin eine Klosterschülerin im Vergleich zu seinen Freundinnen Mandy, Angie und Samantha, die schon 3 Tage wach waren. Trotz der kulturellen Unterschiede kam ich gut mit dem Typen klar, der in seine Tüte griff, als wären Smarties drin.
Irgendwann überkam uns der Hunger und wir begaben uns auf die Suche nach etwas Essbarem. Wer mich kennt, der weiß, dass richtiges Essen für mich nur in Kombination mit Fleisch (rot muss es sein; Hähnchen ist kein Fleisch) als solches zu verstehen ist. Wir kamen an etlichen Ständen mit Gerichten wie: Chilli sin carne, Veggie-Sushi und Linsensuppe ohne Würstchen vorbei. Ich wusste zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass wir uns auf einem vegetarischen Festival befinden und die Suche nach Fleisch vergeblich sein würde. Mein großes Problem ist allerdings, dass fleischlose Ernährung bei mir nach zwei Tagen zu unkontrollierbarer Aggressivität führt, was bei einem Festival mit diesem Hintergrund doch eher ungünstig ist. Also gab es nur eine Möglichkeit: Supermarkt finden, Fleisch kaufen und heimlich glücklich essen. Zum Glück scheint es in Lärz nur zwei Straßen zu geben: hin zum Flugplatz und auf der anderen Seite weg vom Flugplatz. Die Fleischeslust war also relativ schnell befriedigt und größere Ausschreitungen konnten vermieden werden. Den Verkäuferinnen mussten wir vorgekommen sein wie Aliens, aber so einen Umsatz machen sie vermutlich den ganzen Rest des Jahres nicht.
Doch nach dem Verzehr vom Fleisch folgt der Albtraum eines jeden Festivalbesuchers, der noch alle Sinne beisammen hat: der Toilettenbesuch. Dixieklos sind für zwischendurch vielleicht ok, wenn sie gerade geleert wurden, aber für die größeren Dinge, die Mädchen natürlich nicht machen und wenn, dann nur mit Rosenaroma und Glitzerwölkchen, sind diese 1 qm Stinkbomben leider nicht geeignet. Also erneute Suche nach einem geeigneten Behälter für den Rosenkompost. Auf dem Weg dahin begegneten wir King und Kong, zwei Schnappies und drei extrem faszinierenden Superhelden, die sich unsichtbar machen konnten. Die Schlange des "Deluxe"-Klos war, wie zu erwarten, elendig lang. Aber manchmal führt kein Weg dran vorbei...
Nachdem alle administrativen Dinge (Essen und Rückwärtsessen) erledigt waren konnten wir endlich zur Turmbühne und noch ein bisschen feiern. Fiel allerdings ziemlich kurz aus, da wir von den Eindrücken und der Arbeit völlig erledigt waren. Das Problem bestand nun darin Marko zu finden. Wir haben uns gemerkt, dass wir Marko auf P4 gelassen haben. Wir liefen also mit der Autofernbedienung über P4 und hofften auf ein Lebenszeichen von Marko. Schließlich waren unsere Decken und Schlafsäcke noch da. Zwei Stunden später merkten wir endlich, dass noch ein weiterer Parkplatz hinzugefügt wurde, der nicht auf dem Plan stand. Marko konnte sich also garnicht melden! Endlich hatten wir ihn gefunden und mussten feststellen, dass es keine Arbeitsverweigerung seitens Marko war, sondern die Batterie der Autofernbedienung den Geist aufgegeben hatte... Also ab ins "Bett" und auf den nächsten Tag freuen. Der Samstag fiel dann leider ins Wasser. Wortwörtlich! Obwohl ich mich schon wie blöde auf einige Dj`s gefreut hab, die abends auflegen sollten, mussten wir nachmittags unser Zelt abbauen und den Heimweg antreten. Wir kamen uns vor wie Heimatverräter! Deserteure! Loser! Langweiler! Und trotz allem bauten wir in Rekordzeit alles ab und verstauten es in Marko, dessen Platz wir uns diesmal besser gemerkt hatten. Wir hatten leider keine trockene Klamottenflatrate...
Die Kreativität, die manche an den Tag brachten in Bezug auf die Regenkleidung war faszinierend. Es sollte eine Fusion-Mülltüten-Regen-Kollektion geben! Ich würde sie sofort kaufen!
Fazit nach drei wundervollen Tagen in denen ich so viel erlebt habe und so viel Schönes gesehen habe: Ich bin ein anderer Mensch!
Meine Ablehnung bunt angezogenen Hipstermenschen ist zwar immernoch vorhanden, jedoch bin ich tiefenentspannter und toleranter geworden. Die tun ja eigentlich keinem was. Zumindest nicht in Lärz! Das glückliche und zufriedene Lächeln auf meinem Gesicht ist, auch Tage später, noch nicht verschwunden. Das Vorhibbeln auf nächstes Jahr hat allerdings schon begonnen!
Und merke: falls du in einer Bank arbeiten solltest, oder einen anderen seriösen Job hast, dann schütte dir keine ganze Packung Glitzer über den Kopf. Du kannst sicher sein, dass der Glitzer bis zur nächsten Fusion nicht verschwunden sein wird.
Vermutlich hält dieses "Ich-liebe-alles-und-jeden-egal-ob-er-einen-Gameboy-als-Kette-trägt-oder-orangene-Röhrenjeans"-Gefühl nicht bis zum nächsten Jahr an, aber das ist auch ganz gut so! Ich wäre ja nicht Ich, wenn ich nicht pöbeln und stänkern würde. Vorerst passiert das aber mit ganz viel Liebe und extra Glitzer!
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