29 Juni 2010

Sommer in Berlin - Touristensicht



Ach, was war der Winter kalt. Und lang! Habe nicht mehr an einen richtigen Sommer geglaubt. Wirklich nicht.
Bin in Gedanken schon die Sommer meines Lebens, an die ich mich erinnern kann, durchgegangen und bin zu der Feststellung gekommen, dass die Sommer als Kind immer warm, sonnig und schön waren. In der Kindheit war der Sommer wirklich Sommer und im Winter lag immer Schnee. Früher war alles besser möchte man fast sagen und hört sich dabei an wie die eigene Oma. Im gleichen Augenblick während man ausspricht, dass früher alles besser gewesen sein muss, weil ja jetzt, in diesem Moment irgendetwas nicht gut läuft, beißt man sich auf die Zunge und hält es zurück. Nein, früher war nicht alles besser. Die Sommer waren auch nicht immer schön. Und im Winter lag definitiv nicht immer Schnee. Das bildet man sich ein. Im Nachhinein verschwimmen die Erinnerungen und werden zu Wunschträumen.
Wie hatte ich mich insgeheim über die Erderwärmung gefreut. Im Januar 25°, damit ich endlich mal im Sommer Geburtstag habe. Innerlich habe ich meine Eltern immer verflucht, dass sie nicht noch ein paar Monate gewartet haben mit der Erzeugung. Im Winter Geburtstag haben ist doof. Am letzten Ferientag, oder ersten Schultag nach den Ferien Geburtstag haben ist noch viel doofer. Allerdings kann ich den Gedanken im Sommer zu feiern auch vergessen. Außer ich ziehe in den Süden. Auch eine Option. Oder ich verlege meinen Geburtstag einfach. Das habe ich meiner Mutter auch oft vorgeschlagen, leider ohne Erfolg.
Nun ist er jedenfalls da: der langersehnte Sommer! Mit voller Wucht traf er die unvorbereiteten Berliner. Fast könnte man an einen Zusammenhang mit der WM glauben. 2006 - das Sommermärchen, 2010 - das Sommermärchen pt. 2? Oder streut da irgendwer Chemikalien in die Wolken, damit es nicht regnet? Auch eine Theorie...
Wie es dann immer so ist, hat man genau zur schönsten Zeit des Jahres keine Zeit, kein Geld, oder eine Kombination aus beidem. Also nicht wegfahren. Ist ja auch nicht nötig. In Neukölln geht man einfach auf die Straße und befindet sich, je nach Gebiet, entweder in der Türkei, oder in Spanien. Ich habe daran gedacht dieses Jahr eine Rundreise zu machen. Wer kann schon von sich behaupten zweimal im Sommer in den Urlaub gefahren zu sein? Dank des momentanen Wetters kriegt man die Urlaubsbräune gratis dazu und muss nicht ins Solarium, damit die Geschichte des doppelten Urlaubs glaubhaft wird. Man sollte nur darauf achten, dass man nicht zu vielen bekannten Gesichtern begegnet, auf keine Party geht, nicht mit Freunden die WM-Spiele guckt, schaltet das Handy aus und am besten man geht garnicht raus. Was dann wieder zu einem Urlaubsbräune-Problem führt. Nicht praktikabel.
Also stehe ich dazu: ich bleibe dieses Jahr in Berlin! Warum auch nicht? Andere fahren hierher um Urlaub zu machen. Verständlich! Schließlich vereint man hier ja viele Urlaubsorte zu einem Spottpreis.
Dem schließe ich mich also an und werde diesen Sommer Tourist spielen. Museen, Stadtrundfahrt, Shopping, Wassertour, Clubbesuche und etliche Fotos. Das ist die bessere Variante als einen Urlaub vorzutäuschen. Ich kann mich frei bewegen und entdecke Seiten, die ich sonst nicht sehen würde. Ich schimpfe nicht über langsame, oder einfach stehenbleibende Touristen, da ich ja selbst einer bin. Herrlich!
Ich benötige noch einen Stadtplan, einen Brustbeutel (Berlin soll ja teilweise sehr gefährlich sein) und eine Kamera. Vielleicht gönne ich mir auch ein Berlin-Cap und ein Hardrock-Café T-Shirt. Schließlich ist man ja nicht alle Tage in Berlin.
Falls ihr mich seht, dann fragt mich also bitte, ob ich Hilfe brauche, oder zeigt mir die Bar 25. Die soll ja sehr toll sein. Und bitte seid freundlich. Als Tourist ist man die berliner Schnauze nicht gewöhnt. Und vielleicht entschließe ich mich ja nach meinem Urlaub hier zu bleiben.


17 Juni 2010

WM 2010 - aus Frauensicht



Fußballweltmeisterschaft!!!!

Nein, ich bin definitiv kein Fußballfan. Ich kenne die Regeln nicht und weiß nur, was ein Tor, ein Eigentor, eine Mauer und eine Schwalbe ist. Mehr nicht! Egal, wie oft man(n) versucht hat mir die Regeln eines Elf-Meters zu erklären, ich konnte, oder wollte es mir nicht merken.
Was ich weiß ist, dass die Fußball-WM, anders als andere Fußball-Events, Spaß macht! Vor 4 Jahren, als die WM in Deutschland war, hatten wir so viel Spaß und haben extrem viel gefeiert. In Neukölln hat man für zwei Mannschaften gejubelt: Deutschland und Türkei. Man hat beide Fahnen geschwungen und als die Türkei raus war haben die Türken zu Deutschland gehalten. Großartig! Die WM war Schnell-Integration. Für beide Seiten.
Dieses Jahr ist die Türkei nicht dabei und trotzdem ist Neukölln schwarz-rot-gold! Meine Fahne hängt auch am Fenster, mein Fahrrad ist beflaggt, mein Hund heißt nicht mehr Mio, sondern Miro und trägt ein Deutschlandtrikot.

Das Tolle an so einer Weltmeisterschaft ist, dass man stolz sein darf auf sein Land. Man darf offen sagen, dass Deutschland toll ist (wenn es auch auf den Sport bezogen ist), man darf sich in der Öffentlichkeit benehmen wie an Karneval. Es werden Lieder gesungen, die man nach einem Mal hören schon auswendig kann, man darf sich anmalen, betrinken, gröhlen, auf der Straße tanzen (in meinem Fall bedeutet das sich im Kreis zu drehen) und man darf bescheuert aussehen. Und das, so scheint es mir, ist das Wichtigste überhaupt: Bescheuert aussehen und viel Lärm machen. Ich bevorzuge eine schwarz-rot-gelbe Afro-Perücke, Herrentrikot aus dem 99 Cent Laden und als Nummer 1 Accessoire meinen lustigen Hund! Vuvuzela-Diskussion hin, oder her ich mag Lärm! Ich mag Tröten, Gesang und Gebrüll, wenn der Schiri was gemeines gemacht hat. Auch wenn ich meistens nicht weiß, was er getan haben soll, ich schreie und pöbel mit, als gäbs kein morgen.

Gerne mache ich mir einen Spaß daraus mit Männern die Spiele zu gucken. Ich sage dann Dinge wie: "Wow, die Trikots von Italien sehen aber schick aus. Viel schicker als die deutschen!", oder: "Viel netter wäre es doch, wenn jeder einen Ball hätte, dann gäbe es nicht so viel Streit!", oder ich schreie mitten im Spiel: "TOOOOOOR!!!!" obwohl keins war. Das verärgert die Männer und führt zu mitleidigen Blicken in Richtung des Freundes, oder zu einer Grundsatzdebatte, warum Frauen einfach keine Ahnung von Sport haben. Manchmal allerdings versuchen sie einen auch zu heilen und erklären die Regeln mit einer Beharrlichkeit, die ich mir in anderen Bereichen des Lebens wünschen würde. Wie gesagt: es ist verlorene Liebesmüh mir die Regeln zu erklären. Vielleicht verstehe ich sie, aber bis zur nächsten WM habe ich sie garantiert wieder vergessen. Es ist genauso wie wenn ich meinem Freund die Vorzüge bestimmter Putzmittel erkläre, oder welche Kosmetikprodukte wie wirken, oder, dass Mascara das Gleiche wie Wimperntusche und Lidschatten nicht für die Augenbrauen ist.

Ich liebe die WM!!! Mit UweSeelers und auch ohne UweSeelers. Mit Entgleisungen von scheinbar verwirrten Moderatorinnen und ohne Entgleisungen! Der Sommer 2010 muss sonnig sein! Public-Viewing macht Spaß. Gerade weil dort viele Männer sind, die man ärgern kann...

Deutschland wird Weltmeister 2010! Und wenn nicht, dann ist es auch nicht so schlimm! Mailand, Madrid, hauptsache NICHT wieder Italien

01 Juni 2010

Eine Lanze brechen für Herzchen in den Augen


In letzter Zeit höre und lese ich überall nur wie glücklich man als Single sein sollte. Single-Live-Style-Berater in Frauenmagazinen, "wie werde ich ihn los?"-Artikel, Single-Urlaub und wie schrecklich eine Beziehung doch sein kann.
Ja, eine Beziehung kann schrecklich sein. Schrecklich nervenraubend, anstrengend, lieblos, nebenher gelebt, fantasielos. Aber jetzt kommts: eine gute Beziehung mit einem tollen Partner, dem man zu dreihundert Prozent vertraut, dem man sich mit geschlossenen Augen rückwärts in die Arme fallen lässt, ist etwas Wunderschönes. Ich kann auch ohne Mann ein schönes Leben führen. Das geht! Aber wie toll ist es, wenn man den richtigen Partner gefunden zu haben glaubt? Man fühlt sich komplett. Es ist schwer zu beschreiben. Man wusste nie, dass man nicht komplett ist, dass ein Puzzleteil fehlt, bis er kam.
Klar, am Anfang hat man die rosarote Brille auf und hüpft, halb blind und irgendwie geistig ziemlich eingeschränkt durch die rosa Zuckerwattewelt. Überall sind Schmetterlinge... frisch getrennte Menschen versuchen dich, während du im Park sitzt und mit deinem Liebsten knutscht, zu vergiften. Andere kriegen einen Zuckerschock, wenn sie zuhören, welche Absurditäten im Liebesrausch ausgetauscht werden.
Studien beweisen, dass Verliebte einige Zeit wie unzurechnungsfähig sind. Man isst weniger, hat ständig Sehnsucht, redet wirres Zeug und läuft mit einem grenzdebilen Lächeln durch die Gegend. Alles, von Außen betrachtet, ziemlich unsinnig.
Und trotzdem kenne ich niemanden, der dieses Gefühl nicht mag. Allerdings stellt sich erst nach dieser kurzzeitigen geistigen Behinderung heraus, ob es wirklich Liebe ist. Liebe ist nicht immer nur rosa. Liebe ist auch mal lila, grün, rot und manchmal auch pechschwarz. Das alles gehört dazu, macht den Alltag spannend.
Man fühlt sich sicher und geborgen, verstanden und vollkommen akzeptiert, wie man ist. Liebe ist, wenn der andere dich zu einem besseren Menschen macht, ohne dich verändern zu wollen.
Und das ist kein Geschnulze. Es ist schöner als Herzklopfen, es gibt Sicherheit.
Und jetzt kommen wieder die Singles, die sagen, dass sie es genießen ihre Freiheit zu haben. Der Fehler an diesem Gedankengang ist allerdings, dass man in einer guten Beziehung keine Einschränkungen hat. Keine Freiheit bzw. gefängnisähnliche Zustände hat man nur, wenn etwas nicht stimmt. Keiner sollte eingeengt werden. Dann ist man auch frei, wenn man gebunden ist.

Und ist es nicht viel angenehmer nicht daten zu müssen? Dates sind lästig. Dates sind anstrengend. Schon das Getue bis es überhaupt zu einem Date kommt ist anstrengend. Telefonnummern tauschen, warten, bis er anruft, er ruft nicht an, also selber anrufen und dummen Grund ausdenken, Date ausmachen, Klamotten kaufen, Klamotten wieder umtauschen (man will sich ja nicht verkleiden), Klamotten doch wieder kaufen (bisschen verkleiden schadet nicht), oberflächliches Rumgeplänkel, peinliche Gesprächspausen, die mit Dingen wie: "Hm, das Wetter ist aber nicht optimal für Juni!" füllt. Sex am ersten Abend? Erlaubt? Wird es was Ernstes, wenn man es macht? Oh Gott, mir drehen sich bei dem Gedanken an sowas die Zehennägel hoch.
Meine Dates sehen so aus: entspannt baden gehen, irgendwas anziehen (klar, man macht sich trotzdem noch hübsch; nur weiß man mittlerweile, was der Mann toll findet und was nicht), mit dem Liebsten kochen, ab aufs Sofa, Film gucken, Händchen halten, knuscheln und einschlafen. Großartig. Gesprächspausen sind nicht peinlich. Wenn man gut zusammen schweigen kann, dann ist das was Schönes. Sicherheit, Geborgenheit, Vertrauen, Entspannung...
Ich kann sagen, dass mein Freund auch mehrere Personen in einem ist. Er ist keine gespaltene Persönlichkeit, aber er vereint eben viele wichtige Menschen. Er ist zum Beispiel mein bester Freund, mein Personaltrainer (Sex ist der beste Sport und Sex mit Liebe verbrennt angeblich noch mehr Kalorien), mein Leibkoch, mein Therapeut, mein eigener Comedian, meine Familie, meine Jukebox, mein Handwerker und mein Seelenverwandter.

Genug für tolle Beziehungen plädiert. Im Endeffekt muss jeder seinen Weg selbst aussuchen, aber ich bin immernoch der Meinung, dass es keine menschlichen Woks gibt. Wir sind alle Töpfe für die es Deckel gibt. Manchmal ist der Deckel nur vielleicht weit hinten im Schrank versteckt und man findet ihn erst, wenn man auszieht...
Ich glaube das Glück zu haben meinen Deckel jetzt schon gefunden zu haben und ich wünsche wirklich jedem dieses wahnsinnige Gefühl.